Türchen 15 – Tag des Tabaks

Heute mal wieder verschiedene Vertreter der Nachtschattengewächse. Genauer gesagt handelt es sich um die Vertreter aus der Gattung Nicotiana tabacum.

Tabakpflanze auf einem Beet in Mischkultur mit Amaranth
Tabakpflanze auf einem Beet in Mischkultur mit Amaranth

Der Tabakanbau ist in Deutschland leider etwas in Vergessenheit geraten, denn kaum einer baut heute noch seinen eigenen Tabak an. Dabei war es noch vor 100 Jahren hier in Deutschland gang und gebe, dass Tabak angebaut wurde. So hatte früher fast jeder Hof sein eigenes Tabakbeet. Der Tabak hatte verschiedene Nutzungsmöglichkeiten. Zum einen natürlich zum Rauchen, zum Anderen war dieser natürlich auch bei Imkern sehr beliebt, um die Bienen zu befrieden.

Wir können dieses tolle Gewächs wirklich jedem empfehlen. Tabak ist wunderschön, und wenn man einmal den Dreh raushat, auch äußerst nützlich für Raucher oder Bienenbesitzer.

Leider ist die Weiterverarbeitung von Tabak nicht so einfach, denn man kann nicht einfach die Blätter ernten und trocknen. Man muss die Blätter erst fermentieren. Dies ist eine eigene Wissenschaft für sich, über die sich heute noch die Experten streiten. Es gibt bei Facebook auch eine empfehlenswerte Gruppe, genannt „Tabak Selbstversorger“

Aus einer alten Zeitschrift vom Verlag „Hilf dir Selbst“, die 1918 erschienen ist, stellen wir hier exklusiv folgenden Text bereit, der die Fermentation und Selbstversorgung. von Tabak beschreibt.

Selbstversorgung mit echtem Tabak
Der Tabak erhält schon beim Lufttrocknen eine mehr oder weniger braune Farbe, diese allein aber genügt nicht. Die Blätter müssen noch einen Gär- und Schwitzvorgang (Fermentieren) durchmachen, damit sie gut brennen, angenehm riechen und nicht auf der Zunge beißen. Es ist dem Verfasser dieser auf Grund angewandter Naturwissenschaften vorbehalten, wodurch auch kleine Mengen „bachreifen“ Tabaks genußfertig gemacht werden können. Bislang blieb das Fermentieren ein Geschäftsgeheimnis der Tabkabäuer. – Wenn die Blätter auf einer Schnur zusammengeschoben und mit der Hand umfaßt werden, müssen sie eine kleine Zeit zusammen halten und dann erst auseianndergehen. Dieser Feuchtigkeitsgrad ist der richtige, mit dem sie in ein ziemlich Luftdicht zu schließendes Gefäß eingedrückt werden müssen. Dieses ist der Hitze auszusetzen, die langsam bis zu 30 Grad Celsius steigt, und zwar 3-4 Tage, dann aber bis höchstens 55 Grad 1 Tag anzuwenden. Wenn der Tabak diese Schwitzkur verläßt, riecht er zwischen Bierwürze und gebranntem Kaffee. Diese Puppen (Büschel) sind dann richtig zu schütteln und kühl und luftig auszulegen oder zu hängen. Wenn sie noch griffig sind, d.h. nicht schon zerbrechen, dann aufeinanderzuschichten. Je länger der Tabak so lagert, wären es zwei Jahre sogar – je besser wird er. – Doch ist er auch schon unmittelbar nach dem Schwitzvorgang zu rauchen. Es ist nur schade um seine Entwicklung! Doch nie wird die bessere hälfte beim Rauchwerden mit einigem Recht das Wort nachsenden: Der Mann muss hinhaus – nämlich mit seiner Pfeife aus der Stube.
Verfasser hat nur aus selbstgezogenem Tabak Zigaretten hergestellt, bis in Geschmack und Geruch den Zigarettenfachmann keineswegs die bekannten „Hurra! Vaterland! (Im Gegensatz zu amerikanischer Herkunft) und Stippenhavanna“ (?) ausstoßen ließen, obwohl es ja eigentlich ein grober technischer fehler ist, nicht mindestens drei verschiedene Sorten in eine Zigarre zu verarbeiten. Zu Zigarrengut ist der Bauerntabak nicht recht verwendbar. Die Blätter müssen aber auf jeden Fall sehr gut durchgären, und mehr grün als gelb gebrochen werden. „Es fällt kein Meister vom Himmel“. Mit einiger Luft und Liebe erlangt man bald die Fertigkeit, gleichmäßige und gut gedrehte Zigarren herzustellen.
Ein Bekannter des Verfassers, der sich die Fertigkeit durch mehrmaliges Drehen erworben hat, stellte schon bald für jedermann Zigarren (Manillas) her. Er wendet folgenden Kniff an:
In einer ziemlich starkwandigen, aber niedrigen Kiste belegt er den Boden mit einer Schicht Zigarren so, dass der Kopf von Nr 1 an der Spitze von Nr 2 liegt usf. Dann preßt er diese Schicht mittels eines Brettchens und Schraubzwingen. Nach 24 Stunden haben die Zigarren eine schöne, glatte, vierkantige Form. Leider sorgen schon die vielen Abnehmer dafür, dass die Zigarren nicht recht ablagern können. Wer gar zu gerne schnell kosten möchte, was er selbst gedreht hat, der darf die richtigen, aber in Pressung zusammengehafteten Zigarren ausnahmsweise auf 25 Stunden zum Bäcker in die Backstube (aber nicht in den Backofen!) geben.

 

Sie sehen, Tabak ist eine interessante Wissenschaft. In dem heutigen Türchen finden Sie eine Mischung verschiedener Tabaksorten, darunter Nicotiana Rustica, Virginia Gold, Rotfront Corsa uvm. Zum Einstieg und zum Beschäftigen mit der Pflanze ist diese Mischung sehr geeignet, denn man kann damit allerhand experimentieren.

Aussaat:

Verschiedene Tabaksorten nach der Keimung
Verschiedene Tabaksorten nach der Keimung

Die Samen sind Lichtkeimer. Die Aussaat verhält sich so ähnlich wie beim Basilikum. Im April  die Samen über die Erde im Topf streuen und feucht halten. Ggf. mit Frischhaltefolie abdecken. Wir haben allerdings bessere Erfahrungen mit dem regelmäßigen Besprühen mit einem Pflanzensprüher gemacht, denn hier ist die Schimmelgefahr bedeutend geringer.

Wenn die Pflanze eine ordentliche Größe erreicht hat, kann man sie Ende Mai nach den letzten Nachtfrösten ins Freie Pflanzen.

 

Verschiedene Tabaksorten vor der Auspflanzung
Verschiedene Tabaksorten vor der Auspflanzung