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Allgemein Sorten und Saatgut

Erfahrung und Bestellung bei Monika Gehlsen

Einleitung

UPDATE 2023: Leider hat Monika Gehlsen den Verkauf/Versand von Saatgut eingestellt, ich vermute altersbedingt. Auf Ihrer (ehemaligen) Homepage ist ein Hinweis vom Dezember 2020 zu finden:

„Liebe Gartenfreunde,

nach mehr als drei Jahrzehnten beenden wir nun die Arbeit mit unseren Zier- und Nutzpflanzenspezialitäten. Wir danken Ihnen für die gute Zusammenarbeit über all die Jahre und wünschen Ihnen weiterhin viel Freude und Erfolg an und mit Ihren Pflanzen.

Mit herzlichen Grüßen,

Monika Gehlsen“

Hierdurch geht uns eine sehr kostbare Quelle von guten Samen verloren. Ich hoffe, dass Frau Gehlsen auch im Ruhestand noch Muße für ihren Garten findet und noch ein langes und glückliches Leben führen wird. Auch wenn eine Bestellung nicht mehr möglich ist, habe ich beschlossen, diesen Artikel zu Informationszwecken auf diesem Blog zu belassen.


Jedes Jahr stelle ich mir erneut die Frage, wo ich wohl für kommende Saison mein Saatgut beziehen soll. Generell sollte man – wenn möglich – Saatgut bestimmter Sorten von alten Menschen, Nachbarn oder Bauern erwerben. Gerade alte Leute die eine bestimmte Sorte jedes Jahr wieder und wieder anbauen sind sehr interessant, denn meistens haben diese (wenn auch unbewusst) eine regional angepasste Sorte herausselektiert und die Pflanzen wachsen auf dem Gebiet besonders gut. Leider hat jedoch nicht jeder diesen Luxus des Tauschens und Sammelns, aber heutzutage kann man sich auch im Internet abhilfe schaffen, wie ich es getan habe. Wichtig war mir,  samenechtes Saatgut und Samen von alten und historischen Sorten zu erwerben. Dieses Jahr habe ich darauf verzichtet, es bei großen Händlern wie Dreschflegl oder im Baumarkt zu kaufen, sondern bewusst alles bei kleinen Händlern online bestellt. Und dies nicht nur aus Preisgründen. Monika Gehlsen war ein kleiner Teil von meinem Vorhaben und von meiner Bestellung.

In meinem heutigen Beitrag geht es also um diese nett ausschauende, kleine Frau, die ihren Garten lebt und liebt. Bei einem Blick auf ihre Website, die im Übrigen sehr zu empfehlen ist, kann man sich selbst ein Bild von ihr machen.

Auswahl an Saatgut und alten Sorten

Die Auswahl von Monika Gehlsen an Saatgut und alten Sorten ist überschaubar und trotzdem recht vielseitig.  Sie selber verkauft nur sortenechtes Saatgut und keine F1-Hybriden, das heißt, man kann, wenn man ihr Saatgut aussät, wieder Samen davon ernten und diese im nächsten Jahr erneut anbauen. Was es genau mit F1-Hybridsaatgut auf sich hat, habe ich in diesem Artikel erklärt.

Jedenfalls, zurück zur Auswahl: Diese findet sich auf Monika Gehlsens Website in Form eines großen Samenkataloges in PDF oder in HTML-Format. Der Katalog ist schön übersichtlich gestaltet, die einzelnen Artikel (Samen) nummeriert und sotiert. Außerdem enthält jede Sorte eine schöne Beschreibung, die einen so manches mal zum Kauf verleitet und die Finger weich werden lässt…

Von grundsoliden Sorten wie z.B. die Ochsenherztomate, die jeder im Garten haben sollte über exotischere Dinge wie z.B. die Bitterzitrone oder bunter Mais bis hin zu einer riesigen Auswahl an Saatgut von farbenprächtigen und bunten Blumen – Monika Gehlsen hat eine riesige Auswahl und für jeden Liebhaber etwas in ihrem Sortiment.

Auch über den Preis von 0,50€ bzw. 1€ pro Packung Saatgut kann man sich nicht beklagen. Praktisch ein Selbstkostenpreis, der vermutlich notwendig ist, um Website, organisatorischer Aufwand usw. zu finanzieren. Reich wird man dadurch jedenfalls nicht, aber ich denke, darum geht es auch nicht. Eher sollte man das Ziel haben, alte Sorten vor dem Aussterben zu bewahren.

Paket von Monika Gehlsen! :-)
Paket von Monika Gehlsen! 🙂

Meine Bestellung bei Monika Gehlsen

Dieses Jahr bestellte ich zum ersten mal bei Monika Gehlsen. Dazu kopierte ich mir die Sorten, die ich haben wollte, mit der Nummer und dem Preis aus dem Bestellkatalog heraus und fügte sie in eine Liste ein. Diese sah dann ungefähr so aus:

1117W Weiße Miniaturgurke („White Miniature“) 1.- Euro
1118K Gurke „Yamato 3 Feet“ 1,- Euro
2100 Gewürzpaprika „Elefantenrüssel gelb“ (Capsicum annuum) 1,- Euro
3328L Calendula officinalis “Lemon Daisy“ 1,- Euro
usw…
 

Sich eine Liste mit Preis zu machen, ist sehr hilfreich, um die Kosten im Überblick zu behalten. Als ich meine Bestelliste fertiggestellt hatte, habe ich diese ausgedruckt und per Brief an der Website von Monika Gehlsen angegebene Internetseite geschickt.

Um ehrlich zu sein, ich war überrascht, wie schnell ich dann meine Lieferung im Haus hatte. Nicht mal eine Woche später kam Post von Monika Gehlsen – eine spitzen Leistung, wenn man bedenkt, dass ich noch in der Hauptsaison bestellt habe, d.h., dann, wann die meisten Leute ihr Saatgut bestellen.

Ich konnte es kaum erwarten, ihren Brief zu öffnen und zu begutachten. Als ich die einzelnen Samentütchen betrachtete, war ich sehr über die Masse der Samen erstaunt. Für einen Euro so viel Saatgut, dass ich vermutlich die nächsten 5 Jahre noch davon zehren kann. Nur mal ein Beispiel: Bei vielen Chilisamen-Shops bekommt man für 2€ höchstens 10 Samen, bei Monika Gehlsen bekam ich von von den Chili Tepin in meiner Bestellung allerdings über 40 Samen.

Für die, die es interessiert, was ich genau alles bestellt habe und wieviel ich von etwas erhalten habe, anbei noch eine Liste. Außerdem habe ich weiter unten noch weitere Bilder hinzugefügt.

Bestellung Liste

Sonnenblumen „Mongolischer Riese“ – über 80 Samen
Stangenbohne Lazy Housewife über 50 Samen
Ringelblume Calendula officinalis “Lemon Daisy“ über 100 Samen(nicht zählbar)
Schabzigerklee – über 100 Samen
Schwarzkümmel – über 100 Samen
weiße Minigurke – über 50 Samen
Gewürzpaprika (Chili) Joe’s Long – über 40 Samen
Gewürzpaprika (Chili) Starfish – ca. 40 Samen
Gurke Yamato 3 Feet – 35 Samen
Roter Wildpaprika (Chilitepin) – über 40 Samen
Gelber Kirschpaprika – über 40 Samen
Schabziger Klee – über 100 Samen
Gurke Braune Sibirische – über 30 Samen
Gurke Yamato 3 Feet – über 30 Samen
Mexikanische Cocktailgürkchen – über 30 Samen
Gewürzpaprika (Chili) Starfish – ca. 20 Samen
Schwarzkümmel – über 100 Samen
Poncrius Trifolatius (Bitterzitrone) – ca. 30 Samen
weiße Miniaturgurke – ca. 30 Samen

Am Ende noch ein kleiner Tipp: Wer etwas bestimmtes sucht, kann auch die browser Interne Suche benutze, die man mit STRG + F starten kann.

Verpackung

Alle Samen von Monika Gehlsen sind liebevoll verpackt. Es fällt auf, dass sie die ungewöhnlichsten Ideen hat, um ihr Saatgut zu verpacken – sei es Butterbrotpapier oder einfach „nur“ kleinere Folien – Frau Gehlsen ist hier sehr kreativ, was das betrifft. Auch hier merkt man die Sparsamkeit und Natruverbundenheit an.

Anbei noch ein paar Bilder aus meiner Bestellung.

Am Ende kann ich jeden nur ans Herz legen, sein Saatgut bei kleinen Händlern zu beziehen und nicht von den großen Saatgutproduzenten, die sich nicht für den Erhalt alter Sorten interessieren. Monika Gehlsen ist einer dieser „kleinen“ Händler, die ich guten gewissens sehr gerne jedem empfehlen kann.

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Anbau und Vorzucht

Pflanzen vorziehen unter Kunstlicht – so gelingt jede Vorzucht

Wie alles beginnt…

Kaum ist das alte Jahr vorbei, kribbeln den Chili-Fans schon die Finger. Manche können nicht früh genug mit der Aussaat ihrer Chilis anfangen (teilweise schon im Dezember!). Ähnlich ist es bei den Tomaten, auch hier sollte man sich nicht zu lange Zeit mit der Aussaat lassen, denn je früher sie ausgesät werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass (gerade bei spät reifenden Sorten) die Früchte in unseren Breitengraden auch ordentlich ausreifen.

Problem hierbei ist, dass es bei uns im Frühjahr noch zu kalt ist, um die Pflanzen an das Sonnenlicht zu stellen und in unseren (beheizten) Wohnungen oftmals zu warm und zu dunkel für ein gesundes Wachstum der jungen Pflanzen.

In der folgenden Galerie mal 3 von meinen Chilis. Diese sind ausschließlich unter Kunstlicht vorgezogen, welches ich zuerst in meinem Studentenzimmer und anschließend im Keller installierte.

Aufgrund der hohen Anfragen (vor allen in Selbstversorgergruppen auf Facebook), wie ich doch meine (fast) perfekten Pflanzen hinbekomme, habe ich mich also nun dazu entschlossen, meine Lösung für diese Problematik hier vorzustellen.

Was will eine Pflanze?

Zuerst einmal will ich kurz auf die Bedürfnisse einer Pflanze eingehen. Eine Pflanze braucht natürlich Nährstoffe wie Phosphor, Kalium, Mangan, dann braucht sie Wasser, CO2 und natürlich: Licht! Licht ist gerade bei der Vorzucht in den allermeisten Fällen der begrenzende Faktor, der eine Vorzucht misslingen lassen kann. Daher sollte man schon in der frühen Phase des Pflanzenwachstums für ausreichend Licht sorgen.

Nehmen wir als Beispiel Sonnenblumen – haben diese von Anfang an zu wenig Licht bekommen und sind einmal vergeilt, verzeihen sie dies in der Regel nie. Sie werden klein und spargelig bleiben, und ihre ganze Energie nurnoch in eine Notfallblüte stecken, damit sie wenigstens ein paar Nachkommen produzieren können.

Nun steht man vor dem Problem, dass in unseren beheizten Räumen im Winter noch viel zu wenig Licht eintritt (Die Lichtintensität und die Lichtdauer sind viel zu gering in Relation zur vorhandenen Wärme). Dies hat zur Folge, dass die Pflanzen spargeln bzw. vergeilen. Was man darunter versteht, habe ich in diesem Artikel erklärt.

Es ist also für ausreichend Licht zu sorgen. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten: Hat man den Luxus eines unbeheizten, kalten Raumes im Haus und hellem Fenster (am Besten Südausrichtung), dann kann die Vorzucht von vielen Pflanzen gelingen. Ist es allerdings zu warm bzw. zu dunkel und man will gesunde und kräftige Pflanzen, muss man auf die Vorzucht mit Kunstlicht bzw. künstlicher Beleuchtung zurückgreifen.

Mögliche Varianten für die künstliche Beleuchtung von Pflanzen beim Vorziehen:

4 mögliche Varianten zur künstlichen Beleuchtung haben sich besonders etabliert:

Natriumdampflampe

Sehr viel Licht, wird allerdings auch sehr schnell sehr heiß und hat einen immensen Stromverbrauch. Aufgrund der Verbrennungsgefahr der Setzlinge für die Vorzucht nicht zu empfehlen, da es besonders Anfängern schwer fällt, den richtigen Abstand zu finden. Natriumdampflampen stehen eher im Erwerbsanbau (Tomatengewächshäuser in Holland) etc. hoch im Kurs. Für unsere „kleine“ Anzucht lohnen sie sich meiner Meinung nach nicht.

Leuchtstoffröhre

Für die Vorzucht geeignet, wird aber trotzdem noch relativ heiß, unhandliche Handhabung wenn keine vorgefertigte Halterung, relativ günstig in der Anschaffung, Relation zwischen Verbrauch und Leistung für die Pflanzen ok.

Energiesparlampe

Variiert je nach Modelltyp recht stark, manche haben ein ineffizientes Lichtspektrum, außerdem teilweise giftige Bestandteile – Umweltproblematik. Aus diesem Grund verwende ich sie sehr ungerne.

High-Power-LED

Wird nicht sehr heiß, sehr hohe Lichtausbeute, gutes Lichtspektrum für die Pflanzen mit sehr niedrigem Energieverbrauch, leider sehr teuer in der Anschaffung

 Meine Lösung zur Anzucht:

Zum Vorziehen meiner Pflanzen unter Kunstlicht habe ich mir die Leuchtstation vom Gärtner Pötschke bestellt. Diese funktioniert mit 2 Leuchtstoffröhren.

Hier ein paar technische Daten:

– Leuchtmittel: 2 24Watt Leuchtstoffröhren

– bis 38cm höhenverstellbares Gestell

– 4 Anzuchtschalen

– Maße: 62x44x43 cm

– ganzjährige Anzucht von Kräutern und Pflücksalat

– Kosten 89,95€

Persönliche Erfahrungen und Kostenrechnung mit der Vorzucht der Pflanzen unter Kunstlicht

In meiner „Karriere“ als Kleingärtner hab ich schon einige Vorzuchtmethoden ausprobiert und komme dennoch immer wieder auf meine gekaufte Leucht-Anzuchtstation vom Gärtner Pötschke zurück. Dies liegt vor allem am sehr geringen Energieverbrauch, der mit Rund 45 Watt pro Stunde zu Buche schlägt. Angenommen, die Anzuchtstation wird 16 Stunden pro Tag betrieben, dann sind das 720 Watt pro Tag. Bei einem Strompreis von 35 Cent  pro Kilowatt hat man also effektive Kosten von rund 25 Cent pro Tag. Hochgerechnet auf den Monat, dann sind das knapp 8€. Nehmen wir nun an, wir nutzen das Leuchtstoffröhren Anzuchtgewächshaus von Februar bis April sind das effektive Kosten von 24€. Bei einer Natriumdampflampe wären die Kosten mindestens viermal so hoch.

24€. Wenn man allerdings überlegt, wie viele Pflanzen man dort vorziehen kann, ist der Preis mehr als berechtigt. Ich hab in einer Anzuchtstation 3 Schalen mit je 24 Töpfchen mit je 2-4 Pflanzen. Ergibt dann effektiv ca. 200 Pflanzen pro Anzuchtstation. 200 Pflanzen für 24€. Wenn das mal kein fairer Deal ist.

Jetzt muss man allerdings noch bedenken, dass die Anzuchtstation ja garnicht volle 3 Monate läuft. Wenn es sehr sonnig und warm draußen ist, empfiehlt es sich teilweise schon im März, bei den vorzuziehenden Pflanzen das Kunstlicht durch Sonnenlicht zu ersetzen, sprich, die Pflanzen aus dem Lichtkasten im Keller zu nehmen und raus unter die Sonne zu stellen. Dadurch minimieren sich die Kosten natürlich, so dass ich vielleicht effektiv umgerechnet auf ungefähr 12-16€ pro Saison komme. Auch brauchen die jungen Pflanzen eine langsame Gewöhnung ans Sonnenlicht; in der Anzuchtstation kann sich kein UV-Schutz aufbauen, und so hat schon der ein oder andere Gärtner bei der ersten richtigen Sonne sein blaues Wunder erlebt.

Wie bereits oben beschrieben, nutze ich die Leuchtstoffröhren Anzuchtstation vom Gärtner Pötschke zum Vorziehen meiner Pflanzen unter Kunstlicht schon knapp 3 Jahre. Dieses Jahr ist eine zweite hinzugekommen und eine Dritte ist in Planung. Chilis, Tomaten, Tabak, Hirse, diverse Ziergräßer, Gurken, Mais, Sonnenblumen, Tomatillo – es wird einfach zu viel und benötigt dementsprechend Platz.

Der einzige Negativaspekt an dieser Variante, seine Pflanzen mit Leuchtstoffröhren vorzuziehen den ich bisher erkennen konnte, sind die Kosten. Mit einem sehr hohen Preis von 89,95€ schlägt der Gärtner Pötschke natürlich ordentlich zu buche. Großen Gärtnereien bzw. Menschen mit größeren Projekten empfehle ich daher, die Eigenbeschaffung von Leuchtstoffröhren, LED’s oder auch Natriumdampflampen. Ich bin mir sicher, dass man mit etwas handwerklichem Geschick auch als Kleingärtner seine eigene Anzuchtstation aufbauen könnte, und das, zu einem wesentlich geringeren Preis. Den bequemeren Menschen (wie mir selber) empfehle ich allerdings zur Vorzucht seiner Pflanzen diese Anzuchtstationen von Pötschke, da auch der Aufbau sehr einfach ist. Vielleicht werde ich dazu in Zukunft nocheinmal ein Youtube-Review hochladen.

Abschießende Worte

Am Abschluss möchte ich erwähnen, dass es eigentlich egal ist, von welcher Marke bzw. Firma man seine Lichter nutzt. Es ist wichtig, dass die Pflanzen nicht spargeln bzw. vergeilen. Dies muss man mit allen mitteln Verhindern, zum Beispiel in dem man einfach mehr Licht auf die Pflanzen gibt und auch die Dauer der Belichtung erhöht. So ist eine Vorzucht unter dem Kunstlicht einer Leuchtstoffröhre mit einer Belichtungsdauer von ca. 16 Stunden ideal, um ein gesundes Wachstum seiner Jungpflanzen zu erzielen.

Man sollte trotz Kunstlicht versuchen, die vorzuziehenden Pflanzen so hell wie möglich zu stellen. Wenn möglich sollte man auch die Pflanzen zwecks Abhärtung und allgemein besserem Licht so oft es geht bei frostfreien Temperaturen raus in die Sonne stellen. Das spart zudem noch Strom 🙂

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Sorten und Saatgut

F1 Hybridsaatgut

Februar – die ersten Sonnenstrahlen scheinen einem auf’s Gesicht und die meisten Menschen bekommen langsam Torschusspanik, wenn es um das Vorziehen von Pflanzen für den heimischen Garten geht. Also schnell in den Baumarkt gefahren und noch ein paar Samen besorgt – oder, warum nicht einfach die Samen aus der Gurke oder Paprika aus dem Supermarkt gewinnen? Wir erklären das berühmtberüchtigte Phänomen der F1 Hybriden und was Sie bei der Saatgutbesorgung beachten sollten.

[Kurzfassung]

Wenn wir gekaufte F1-Hybridsamen aussäen, dann wachsen die Pflanzen ganz normal und die Früchte der Pflanze sind so, wie auf dem Bild der Samenpackung versprochen. F1-Hybriden sind auch nicht giftig oder gentechnisch verändert. (Gentechnisch verändertes Saatgut ist in Deutschland (noch) verboten.) Wenn wir allerdings von diesen Pflanzen, die aus F1-Saatgut gewachsen sind neue Samen gewinnen und im nächsten Jahr aussäen möchten, kann es passieren, dass ganz andere Pflanzen entstehen, wie auf dem Bild der Saatgutpackung, denn F1-Samen sind nicht sortenecht. Beispielsweise bekommen wir dann keine gelbe große Zucchini mehr (wie die auf der Samenpackung), sondern eine kleine grüne. Wer jedes Jahr neues Saatgut kaufen will, der ist mit F1-Hybriden gut beraten. Wer allerdings selber Saatgut gewinnen und eigene Pflanzen aussäen will, ganz ohne Samen zu kaufen, sollte keine F1-Hybriden kaufen sondern sich nach sortenechten, alten Sorten umschauen. Artikel: Saatgut online kaufen

[Langfassung]

Was versteht man überhaupt unter F1-Hybriden?

Ein F1 Hybride ist im Prinzip nicht schlechtes. Der Zusatz F1 verrät nur, dass es sich bei dem gekauften Saatgut um eine Kreuzung von verschiedenen Sorten in der F1-Generation handelt.

Ein folgendes Beispiel soll den Sachverhalt „einfach“ erklären. Es ist bewusst „einfach“ gehalten und auf verschiedene wissenschaftliche Faktoren wie Dominanz oder Rezessivität wird aus den Gründen der Einfachheit verzichtet.

Beispiel:

Wir möchten eine neue Tomatensorte „kreieren“, die rot ist und nach Mandarine schmeckt. In vielen Versuchen haben wir 2 sortenechte Eltern-Sorten herausgefunden, die wir miteinander kreuzen können, um genau diese Tomatensorte zu erhalten. Das heißt Elter1 vererbt die Eigenschaft „rot“ und schmeckt aber nur süß und Elter2 die Eigenschaft „Mandarinengeschmack“ und ist aber gelb.

Wir kreuzen in diesem Beispiel nun eine rote Tomate mit süßlichem Geschmack mit einer gelben Tomate mit mandarinigem Geschmack. Die nun entstehenden Tomatensamen kann man ernten und im nächsten Jahr aussäen.

Nachdem wir diese Samen angesät haben, erhalten wir Pflanzen, die prächtig wachsen und gedeihen. Im Spätsommer führen wir dann erste Geschmackstests durch und stellen fest, dass bei den vielen Pflanzen die z.B. rote, gelbe und gestreifte Tomaten mit bitterem, süßem oder mandarinigem Geschmack auch eine dabei ist, welche die Bedingungen „rot“ UND „mandarinig“ erfüllen. Dies ist also jetzt unser F1-Hybrid. Wir nennen die neue Tomatensorte Mandarina.

Nun weiter im Text:

Jetzt haben wir unsere „neue“ Tomatensorte Mandarina in der F1-Generation. Da wir diese Sorte nächstes Jahr wieder anbauen möchten, gewinnen wir aus unserer neuen Sorte im Herbst Saatgut. Nun säen wir die neu gewonnenen Samen von „Mandarina“. Bei den Pflanzen die jetzt keimen, handelt es sich um die F2-Generation. Doch was ist jetzt passiert? Unter den Pflanzen sind wieder gelbe und rote Tomaten dabei, die nicht nach mandarine schmecken. Laut den Mendelschen Regeln spalten sich die Individuen in der F2-Generation nämlich wieder auf. Unsere neue Sorte ist also nicht sortenecht. Wenn wir jetzt akribische Auslese betreiben würden und das Saatgut so oft aussäen würden, bis wir wieder eine rote Tomate mit mandarinigem Geschmack haben (F2-Generation und immer so weiter), kann es uns gelingen, eine samenechte Sorte zu zeugen, die dann auch immer die gleichen Tomaten hervorbringt. Wir stabilisieren also die Samen. Saatguthersteller haben allerdings kein Interesse an samenechten Sorten. Oftmals werden für die F1-Hybriden auch zwei verschiedene Inzuchtlinien miteinander gekreuzt, um den Heterosiseffekt zu nutzen (höherer Ertrag, besseres Wachstum und Gesundheit etc.).

Fazit:

Wenn wir F1-Hybriden Saatgut kaufen und dieses aussäen, dann wird die Pflanze sicherlich so, wie auf dem Bild beschrieben. Allerdings passiert es in der darauffolgenden Generation, dass sich unsere Pflanzen wieder aufspalten. (Gemäß Mendelscher Regel Nummer 2). Es ist also sehr unwahrscheinlich, eine sortenechte Sorten aus F1-Hybridsaatgut zu vermehren.

Es gibt im Internet so viele Versender von altem, stabilen Saatgut.

Ein Tipp noch am Ende: Erkundigen Sie sich bei Ihnen lokal und regional, welche Sorten die „alten Leutchen“ noch anbauen. Sie werden überrascht sein – manchmal baut jemand noch die Sorten an, die einst schon der Ur-Ur-Großvater auf diesem Land pflanzte. Solche Sorten sind dann in der Regel an das regionale Klima angepasst, dass durchaus auch innerhalb von Deutschland sehr variieren kann (Küsten, Berglagen, Talauen usw.)

[Kurztipp]

Allen Gartenfreunden, die sich mehr mit der Thematik „Eigenes Saatgut herstellen bzw. Saatgut züchten“ beschäftigen wollen, sei der Artikel von Gartenbauunternehmer Johannes Böttner aus dem Jahre 1899 ans Herz gelegt. Hier beschreibt er die Vor- und Nachteile von eigenem Saatgut. Ein sehr lesenswerterter Artikel:

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Konservieren, Kochen und Genießen

Dörrobst- und Gemüße

Dörren mit einem elektrischen Dörrgerät

 

Hoch gestapelt: Es muss möglich sein, das Dörrgerät mit zusätzlichen Sieben zu ergänzen, um möglichst viel produzieren zu können. Zu sehen: Dörrgerät mit 12 Sieben.
Hoch gestapelt: Es muss möglich sein, das Dörrgerät mit zusätzlichen Sieben zu ergänzen, um möglichst viel produzieren zu können. Zu sehen: Dörrgerät mit 12 Sieben.

1. Das elektrische Dörrgerät

Das elektrische Dörrgerät bzw. die Dörrmaschine ist wohl die teuerste Anschaffung in diesem Projekt, und will natürlich dementsprechend auch gut überlegt sein.

Wichtig bei der Anschaffung sind folgende Punkte:

  • Das Dörrgerät sollte mindestens eine Temperatur von 60 Grad erreichen können
  • Weiterhin sollte die Temperatur möglichst stufenlos regelbar sein
  • Ein eingebauter Timer kann einem so manchen überflüssigen Arbeitsschritt ersparen
  • Wichtig ist auch, dass das Dörrgerät beliebig erweiterbar ist (z.B. sollte der Kauf von zusätzlichen Sieben und Erweiterungen möglich sein)

Wir benutzen noch ein altes Dörrgerät. Genauer gesagt den Enzidri Snackmaker FD 500. Diesen haben wir samt entsprechenden Sieben vor einigen Jahren in Tschechien gekauft.

Wer wirklich plant, ernsthaft Selbstversorgung mit Dörrfrüchten zu betreiben, dem empfehlen wir folgende beiden Firmen:

  • Dörrgeräte von Enzidri (da gibt es auch mittlerweile neuere und bessere Modelle)
  • Stöckli Dörrgerät

Sowohl bei Enzidri als auch bei Stöckli ist es möglich, noch Erweiterungen, wie etwa ein zusätzliches Dörrgitter oder auch ein Dörrblech (zum Trocknen von Kräutern) zu erwerben. Allerdings sind diese beiden Geräte auch nicht ganz billig. 200€-300€ sollte man mit gutem Dörrgerät und entsprechend ausreichenden Sieben schon einplanen. Vielleicht eine gute Investition für Weihnachten?

Wer ein bisschen spielen möchte, der ist auch gut mit einem günstigeren Dörrgerät, wie etwa einem von Severin für 40€ gut beraten. Allerdings kann man hier nicht die Mengen produzieren, die bei einem professionelleren Gerät möglich sind.

Generell sollte man beim Kauf des Dörrgerätes auch auf die Wattzahl achten: Eine Dörrmaschine unter 600 Watt Leistung würde ich persönlich nicht kaufen. Bei einem 250 Watt Dörrgerät ist schon von vorne rein klar, dass dieses garnicht viel leisten kann. Eventuell für kleinere Chargen oder um auszuprobieren eignen sich diese Geräte gut. Doch wenn man wirklich in größeren Mengen produzieren möchte, sollte man auch ein entsprechend Leistungsfähiges Dörrgerät anschaffen.

Am Ende sei nochmal der Hinweis gegeben, dass man beim Kauf eines ordentlichen Dörrapparates auf keinen Fall sparen sollte. Solch ein Gerät ist in der Regel eine Investition, die man nur einmal begeht. Lieber am Anfang einen hohen Preis gezahlt und dafür auch eine entsprechend lange Haltbarkeit erhalten, als mehrfach zu Billigprodukten greifen zu müssen.

 

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2. Auswahl geeigneter Lebensmittel für das Dörren

Natürlich sollte man wissen, welche Früchte im Überschuss vorhanden sind und konserviert werden sollen. Generell kann man sagen, dass sich alle Früchte (sowohl Obst und Gemüße) eignen, in so fern sie nicht eine zu dicke Schale haben. Die „normalen“ Früchte, die im Garten wachsen, sollten theoretisch alle dörrbar sein.

Eigene Versuche sind gemacht worden mit:

Obst:

  • Heidelbeeren bzw. Blaubeeren
  • Äpfel
  • Birnen
  • Johannisbeeren
  • Himbeeren
  • Brombeeren
  • Zwetschgen
  • Mirabellen
  • Aprikosen und Pfirsiche
  • Weintrauben
  • usw.

Gemüse:

  • Zuccini
  • Tomaten
  • Kohlrabi
  • Sellerie
  • Chillies
  • verschiedene Kräuter (Bärlauch, Rosmarin, Thymian, Salbei, Minze, Oregano, Basilikum, Estragon…) Hier sollte man aber beachten, dass das Dörrgerät ein dünnmaschiges Sieb hat.

Pilze:

  • Rotkappen
  • Steinpilze
  • Birkenpilze
  • Champignons
  • Pfifferlinge

Fleisch:

  • einmarinierter Schinken

 

Die Früchte brauchen natürlich unterschiedliche Dörrzeiten und Dörrtemperaturen. Generell kann man sagen: Desto dicker wie Wand bzw. Hülle der Frucht, desto länger muss sie dörren. Beispielsweiße musste ich die Johannisbeeren 3 mal so lange dörren wie meine Apfelchips.

Bei der Auswahl geeigneter Lebensmittel zum Dörren sind keine Grenzen gesetzt. Man sollte immer probieren und dann entscheiden, welche Dörrzeit und Temperatur man am besten findet.

Ein Hinweis am Ende: Bei den meisten Dörrgeräten werden die untersten Siebe heißer als die obersten Siebe. Daher empfiehlt es sich, nach einiger Zeit die Siebe mal komplett zu tauschen.

 

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3. Vorbereitung der Lebensmittel für den Dörrautomaten

Generell sollte man keine feuchten Lebensmittel, wie z.B. nasse Johannisbeeren nach dem Regen verwenden, da diese beim Trocknen zusätzliche Energie verschlingen.

Auch kann es empfehlenswert sein, einige Früchte anzuschneiden. Chillischoten beispielsweise haben eine sehr dicke und ledrige Wand. Wenn man diese an einer Seite aufschneidet, kann man den Dörrprozess schon erheblich beschleunigen.

Es gilt folgende Regel: Je dünner die Fruchtwand und je größer die äußere Oberfläche, die der Luftstrom erfasst, desto schneller wird das Obst trocken. Daher empfiehlt es sich z.B., einen Apfel vorher in möglichst dünne Scheiben zu schneiden. Ein ideales Hilfsmittel hierbei ist die Brotschneidemaschine. (Siehe auch Rezept für Apfel und Birnenchips mit Zimtcreme)

 

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4. Haltbarkeit und Lagerung von gedörrten Lebensmitteln

Getrocknete oder gedörrte Lebensmittel sollte man auf jeden Fall möglichst luftdicht lagern. Sobald Luftfeuchte an die gedörrten Früchte kommt, kann es passieren, dass diese ihre Knusprigkeit verlieren. Außerdem werden sie so schneller schlecht und verderben.

Geeignet für die Lagerung ist z.B. ein Einmachglas oder eine Plastikbox mit luftdichtem Verschluss. Plastikbeutel mit Zip-Verschluss eignen sich ebenfalls. Dies sollte man dann an einer dunklen Stelle im kalten Keller lagern.

Eine genaue Angabe zur Haltbarkeit dieser Lebensmittel lässt sich nur schlecht machen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass gedörrte Lebensmittel sehr lange haltbar sind. Dies ist jedoch abhängig vom Trocknungsgrad. Normalerweise gilt: je trockener, desto länger haltbar sind sie.

 

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5. Kosten-Nutzen-Rechnung // Ein Beispiel

Ein kleiner Zwischenbericht aus 2014. Dort wurden Apfel- und Birnenchips produziert.

Eingesetzte Menge: ca. 12 große Äpfel und Birnen
Scheibendicke: ca. 2-3 mm
Dauer bis Fertigstellung: ca. 12 Stunden
Stromverbrauch pro Stunde: ca. 500 Watt (Es war recht warm draußen. Ansonsten hätte das Gerät mehr verbraucht)
Strompreis pro Kw/H: ca. 30 Cent
Rechnung: 12 Stunden * 500 Watt = 6 Kilowatt
6 Kilowatt mal 0,30€ sind 1,80€ für ca. 200 Gramm Apfel- und Birnenchips.
Bei günstigen Apfelchips zahlt man schon über 3€ pro 100 Gramm. Wenn man Bioqualität möchte (wie bei den Selbstgemachten) darf man das doppelte am Preis rechnen.

Getrocknete Birnenchips
Getrocknete Birnenchips

Lecker war es auf jeden Fall. Das Herstellen von Dörrobst ist wenigstens mal eine sinnvolle Variante, um sein Obst und Gemüße in sehr ertragreichen Jahren nicht wegwerfen zu müssen.
Ein Rezept für leckere Apfelchips mit Zimtcreme findest du hier (link)
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Anbau und Vorzucht

Geilwuchs bei Pflanzen

Vielen, vorallem neue Hobbygärtner wundern sich jedes Jahr, warum ihre aus Samen selbstgezogenen Setzlinge plötzlich damit anfangen, sehr stark in die Länge nach oben zu wachsen, und im schlimmsten Fall dann irgendwann umknicken. Dieses Phänomen nennt man auch Geilwuchs oder Vergeilen.

Nein, das hat in diesem Sinne nichts mit „Geilheit – Boa sind die Pflanzen geil“ zu tun. In diesem Fall meint man mit Vergeilung das Phänomen bei Pflanzen, extrem in die Höhe zu schießen. (Siehe Bild).

 

Doch warum passiert es, dass die Pflanzen vergeilen?

Eine kurze Erklärung:

Hauptursache beim Geilwachstum von Pflanzen ist die große Differenz zwischen der vorhandenen Wärme und dem Licht. Gerade in den Wintermonaten ist es bei uns im Haus am Fenster viel zu warm, und es kommt viel zu wenig Licht zur Pflanze. Daher wächst die Pflanze sehr stark nach oben (hin zur Sonne bzw. zum Licht), um an möglichst viel Licht zu kommen. Dabei bildet sie jedoch keine dicken Stängel oder Wurzel. Folge: Sie knickt irgendwann um und stirbt ab. Sie verhungert förmlich.

Tipps gegen das Geilwachstum von Pflanzen findet man unten in diesem Beitrag.

Eine ausführliche Erklärung:

Um den Prozess der Vergeilung zu verstehen, muss man sich zuerst in die Pflanze hineinversetzen und die Frage klären, was die Pflanze überhaupt zum Leben braucht. Die Bedürfnisse der Pflanze sind wie bei uns Menschen auch sehr vielfältig. Unter Anderem benötigt sie Licht, Wasser, Wärme, CO2, Sauerstoff und Mineralstoffe. Gerade von dem Licht können manche von ihnen nie genug haben, denn Licht ist für die Pflanze lebenswichtig, um Photosynthese betreiben zu können und um dadurch Kohlehydrate zu erzeugen.

Jetzt ist es so, dass gerade in den Winter und Frühlingsmonaten sehr wenig Licht zur Verfügung steht. Theoretisch ist dies für die Pflanzen draußen, die an unser Klima angepasst sind und natürlich wachsen, auch absolut kein Problem, da es zu dem wenigen Licht in den Winter und Frühlingsmonaten auch noch recht kalt ist. Durch die Kälte weiß die Pflanze, dass es jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt zum Keimen ist. Würde die Pflanze bei dieser kälte jetzt keimen, wäre das ihr sicherer Tod. So wartet die Pflanze nun auf den richtigen Keimzeitpunkt, bis es wieder wärmer ist.

Was passiert beim Geilwuchs? Das Diagramm verdeutlicht den Zusammenhang zwischen Licht und Wärme.

Dieses Diagramm ist nicht 100%ig fachlich korrekt. Man kann natürlich das Licht und die Wärme nicht bis ins Unendliche steigern. Aber um zu demonstrieren, wie es in der Natur normalerweise gang und gebe ist, eignet es sich hervorragend. Man hat sehr kalte und dunkle Monate wie den Dezember und dann zum Beispiel wärmere und hellere Monate wie den Mai.

Um dies zu verstehen ist ein kleiner astronomischer Exkurs notwendig: Die Erde besitzt eine Neigung von 23,5 Grad zur Senkrechten. Nun treffen in den kälteren Jahreszeiten die Strahlen in einem schrägeren Winkel auf die Erdoberfläche als in den wärmeren Jahreszeiten. Dadurch legen sie einen weiteren Weg zurück und verlieren an Energie und somit auch an Wärme. Der Winkel hat auch zur Folge, dass es bei uns im Winter zum Beispiel nicht so lange hell ist wie im Sommer. In der warmen Jahreszeit kann man beispielsweise um 9 noch auf dem Balkon sitzen und braucht kein Licht, während das Ende Dezember natürlich undenkbar ist. Desto nördlicher und desto südlicher man vom Äquator kommt, desto extremer ist dieses Verhalten. Wenn man direkt auf dem Äquator steht, merkt man davon praktisch nichts. Tag und Nacht sind gleich lang. Außerdem herrscht eine relativ konstante und warme Temperatur über das gesamte Jahr.

Wir wissen also: Desto wärmer es draußen ist, desto mehr Licht gibt es auch. (Wenn man die anderen Faktoren des Klimas wie z.B. Wolkenbildung, Hang und Tallagen usw. nicht beachtet.)

Nun kommt aber der Knackpunk, warum das bei uns nicht so funktioniert, wie wir das oft gerne hätten:
Die Pflanzen sind an die Natur angepasst.. Wir verhalten uns „unnatürlich“, indem wir sie bei uns in den warmen und beheizten Wohnungen vorziehen bzw. wachsen lassen. Bei manchen Pflanzen wie der Tomate ist dies allerdings notwendig, da diese Pflanzen ansonsten in unseren Breitengraden nur sehr schwer ausreifen und Früchte bilden würden, wenn man sie erst zur frostfreien Zeit mitte Mai raussetzt..

Durch die Wärme in unseren Häusern (wir heizen ja auch im Winter kräftig und haben im Durchschnitt 20 Grad) „denkt“ die Pflanze nun, es ist Frühjahr und geht dementsprechend davon aus, dass es jetzt auch wieder mehr Licht geben müsste. Sie keimt also und wächst. Doch plötzlich stellt sie fest: Mensch, sag mal, es ist doch so warm, warum fehlt mir dann Licht? Was ist da los?

Nun gibt es unter den Pflanzen auch eine Art Konkurrenz um das Licht. Die Pflanze, die es als erstes schafft, möglichst schnell möglich hoch zu wachsen und die anderen Pflanzen zu beschatten, hat die beste Überlebenswahrscheinlichkeit. Das ist wie mit dem Essen bei uns Menschen – wer am meisten bekommt, hat die besten Überlebenschancen und wer nichts bekommt, der verhungert.

Die Pflanze fürchtet sich nun sehr, dass sie verhungern muss, weil andere Pflanzen sie überwachsen könnten. Daher schaltet sie in eine Art Notprogramm: Die eigene Gesundheit und Stabilität ist ihr jetzt egal. Normalerweise würde sie jetzt schöne große Blätter anlegen, eine kräftige Wurzel und einen kräftigen Stängel bilden und langsam und stabil nach oben wachsen. Durch diese Angst, dass andere Pflanzen oder Objekte sie überschatten könnten, wächst sie jetzt extrem schnell nach oben (sie versucht damit, die „Gegnerpflanzen“ einzuholen, Ziel ist also, möglichst schnell Richtung Sonne zu kommen, um mehr Licht zu bekommen), bis sie irgendwann umknickt, weil sie alles auf die Höhe gesetzt hat und nichts auf die Stabilität.

Natürlich gibt es bei unserer Pflanze zu Hause keine „Gegnerpflanzen“, allerdings ist der Zusammenhang in ihrer Genetik eingespeichert, dass es durch die vorhandene Wärme auch viel Licht geben müsste.

Der Grund für den Geilwuchs ist also die Differenz zwischen Wärme und Licht. Es herrscht in unseren beheizten Wohnräumen viel zu viel Wärme in Relation zum vorhandenen Licht.

Tipps gegen Geilwuchs bei Pflanzen:

1. Die eigenen Pflanzen kennen und sich Informationen besorgen.

Jede Pflanze ist in ihrem Wachstum und in ihrer Anatomie anders. Es gibt Pflanzen, die brauchen weniger, dann gibt es Pflanzen, die brauchen mehr Licht. Außerdem hat der Geilwuchs bei verschiedenen Pflanzen verscheidene Auswirkungen. Es gibt Pflanzen, die erholen sich schnell, sobald sie wieder an genug Licht kommen. Dann gibt es natürlich auch Pflanzen, die sich nicht mehr erholen, wenn sie einmal zu hoch gewachsen sind und keine vernünftige Grundlage (Wurzel, dicker Stängel usw.) gebildet haben.

2. Die Temperatur senken

Wenn die Temperatur niedrig ist, arbeiten auch die Enzyme in der Pflanze dementsprechend langsamer (RGT-Regel). Folglich kann die Pflanze bei fehlendem Licht nicht so stark geilen wie bei wärmeren Temperaturen.

3. Für mehr Licht sorgen

Ein guter Standpunkt für Pflanzen in den dunklen Monaten ist meist ein relativ kühler und heller Platz an einem Südfenster. Dies könnte zum Beispiel auf einem unbeheizten Dachboden der Fall sein. Außerdem kann man die Pflanzen zusätzlich mit Kunstlicht beleuchten. Mittlerweile gibt es recht gute LED Pflanzenlampen, die auf das benötigte Farbspektrum unserer grünen Freunde angepasst sind. Funktionieren würde auch die Schreibtisch-Energiesparlampe. Eine Leutstoffröhre ist ebenfalls geeignet – wenn nicht sogar die günstigste Lösung. Man sollte allerdings aufpassen, dass man die Lampe nicht zu dicht an die Pflänzchen bringt, da es je nach Lampentyp direkt darunter sehr heiß werden kann.

Eine Idee für die Vorzucht von Pflanzen (z.B. Chillis und Tomaten) wäre auch eine Art Minigewächshaus mit Beleuchtung. Wir sind damit jedes Jahr mehr als zufrieden.

4. Auf keinen Fall düngen

Der größte Fehler, der gemacht wird ist, die Pflanzen im Winter zu düngen und zu hoffen, dass man damit den Geilwuchs verhindern kann. Es tritt eher das umgekehrte Ereigniss ein. Die Pflanze hat jetzt noch mehr Nährstoffe, und kann so noch schneller nach oben wachsen. Düngung im Winter ist für viele Pflanzen tödlich.

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Mischkultur

Indianerbeet / Aztekenbeet / Milpa

Das Indianerbeet

Einführung

Das Indianerbeet, auch genannt Aztekenbeet, Milpa oder „Die Drei Schwestern – Beet“ ist eine Mischkultur aus verschiedenen Pflanzen, die gemeinsam auf der selben Fläche wachsen und sich durch anatomische und morphologische Gegebenheiten gegenseitig ergänzen.

Es handelt sich hier um eine Idee, die schon seit sehr vielen Jahren von den indigenen Völkern Südamerikas (Quellen zufolge durch die Mayas) durchgeführt wird.

Das Konzept ist gut durchdacht und lässt sich auch auf europäische/deutsche Wetterverhältnisse übertragen. Allerdings sind hierfür einige Anpassungen notwendig, da wir hier in Deutschland von den warmen Klimaverhältnissen der Maya einhergehend mit verlängerten Wachstumsperioden weit entfernt sind. In einigen Teilen Deutschlands gibt es teilweise noch bis in den Mai hinein Nachtfröste. Mit den entsprechenden Vorbedingungen ist es aber kein Problem, sich selber ein effektives und reich tragendes Indianerbeet anzulegen.

Der Aufbau

Das Indianerbeet besteht in der Regel aus 3 Kulturen, die gemeinsam miteinander Wachsen. Es sollte hier auch besonders auf die Sortenwahl geachtet werden. Jede Kultur erfüllt seine eigene Funktion, auf die im Folgenden eingegangen werden soll:

1. Kultur – der Mais

Auf dem Bild sind verschiedene Maissorten von buntem Mais zu sehen.
Bunter Mais, gut geeignet für’s Indianerbeet.
oben links: Oxacan Green, oben rechts + unten: Glass Gem Corn bzw. Glasperlenmais

Der Mais ist einer der drei Hauptpfeiler im Indianerbeet. Er erfüllt verschiedene Aufgaben:

– Produktion von Maiskolben (je nachdem, welche Sorten man hat, kann man entweder Mehl, Popcorn oder Röstmais daraus herstellen)
– Aggiert als Rankgerüst für die Bohnen. (Man spart sich so entsprechende Gerüste, wenn man eine gute und stabile Maissorte auswählt)
– Die kräftigen Wurzeln tragen auch aktiv zur Lockerung des Bodens und somit zur Verbesserung des Bodenlebens bei.

Gute Erfahrungen habe ich beim Mais z.B. mit der Sorte Oxacan Green gemacht. Sehr gutes und gesundes Wachstum, reichtragend, leckere Kolben. Auch der Glasperlenmais hat funktioniert, mit dessen Farbe ich meine Bekannten und Verwandten beeindrucken konnte. Allerdings würde ich z.B. kleinwüchsige Maissorten wie den Erdbeermais für diese Form der Mischkultur nicht empfehlen.

Das Bild zeigt eine Stangenbohne der Sorte "Blauhilde", die an einem Mais hoch rankt und somit das Indianerbeet gut ergänzt.
Stangenbohne Blauhilde beim Beranken einer Maispflanze

 2. Kultur – die Bohnen

Den Bohnen kommen als zweiter Standpfeiler von dem Indianerbeet ebenfalls wichtige Funktionen zu:

– Produktion von Bohnen

– Stabilisierung der Maispflanzen (Dadurch, dass die Bohnen um den Mais ranken, bilden sie ein stabiles Gerüst und der Mais ist so insgesamt betrachtet widerstandsfähiger gegen starken Wind)

– Produktion von Stickstoff (Die Bohnen sind Leguminosen, d.h. sie gehen an den Wurzeln eine Symbiose mit Knöllchenbakterien ein, die den Luftstickstoff für den Boden verfügbar machen, also praktisch als eine Art Dünger wirken.)

Zu Unterscheiden ist die Buschbohne, die Stangenbohne und die Feuerbohne. Stangen- und Feuerbohnen benötigen im Gegensatz zur Buschbohne eine Rankhilfe – danken dies aber auch mit höheren Erträgen. Also ist für unser Beet eine gute Stangenbohne die richtige Wahl. Letztes Jahr verwendete ich die Stangenbohne Blauhilde und war sehr zufrieden, was Wachstum und Ertrag betrifft.

3. Kultur – der Kürbis

Der Kürbis soll im Indianerbeet hauptsächlich die Funktion des „Bodenbedeckens“ erfüllen. Durch die großen Blätter wird CO2 am Boden behalten (Düngung) und außerdem wird die Evaporation des Bodens etwas abgemildert (d.h., an heißen Sommertagen verdampft nicht mehr so viel Wasser.) Zudem kann man den Kürbis natürlich je nach Sorte entweder essen oder zu Zierzwecken einsetzen.

Als Speisekürbis ist der etwas kleinere Butternut zu empfehlen, ansonsten freuen sich die kleinen Zierkürbisse auch über die Mischkultur und gedeihen prächtig.

Die Durchführung

Zuerst einmal sollte man sich Gedanken über ein Stück geeignetes Land machen. Bei uns wurde das Beet auf sehr lehmigen und feuchten Untergrund gesetzt. Mit ein wenig Bodenbearbeitung (Untergraben von Sand und Hasenmist) ist es allerdings möglich, auch aus einer Ungunstlage ein schönes Beet zu zaubern, denn gerade das zeichnet diese Mischkultur aus. Sie ist im Gegensatz zu anderen Pflanzen sehr resistent, auch was schlechte Böden betrifft. Der Mais z.B. hat sehr kräftige Wurzeln mit denen er die Erde für die Bohnen und den Kürbis lockert und mit Sauerstoff anreichert. Wichtiger als der Boden an sich ist eher die Lage – denn der Mais freut sich als C4-Pflanze über viel Sonne und möglichst warme Temperaturen. Ein kalter und schattiger Fleck ist also für das Indianerbeet ungeeignet.

Das Beet ist nun umgegraben und nun kann der Mais gesetzt werden. Wenn man genügend Kapazitäten hat, ist es natürlich besser, den Mais ab ende März anfang April vorzuziehen und dann auszusetzen, allerdings ist dies ziemlich umständlich. Es genügt in den meisten Fällen auch, den Mais nach den letzten Nachtfrösten Ende Mai auszusäen. Dies sollte in einem Abstand von ca. 20-30cm von Pflanze zu Pflanze geschehen und Blockweise (siehe Bild) erfolgen. Den Kürbis kann man zeitgleich mit den Mais pflanzen.

Sobald der Mais eine Höhe von ungefähr 40-60 Zentimeter erreicht hat, kann man auch die Bohnen setzen. Es ist wichtig, den Mais erst auf eine gewisse Größe wachsen zu lassen, da die Bohnen ansonsten so schnell wuchern und den Mais im Wachstum unterdrücken würden.

Ansonsten, viel Spaß beim Experimentieren! Man kann es zum Beispiel mit verschiedenen Mais und Bohnensorten probieren. Es macht auf jeden Fall Spaß und Freude zu sehen, wie das eigene Indianerbeet Stück für Stück optimiert wird.

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Anbau und Vorzucht

Hochbeet Bepflanzung

Hier entsteht in Zukunft ein Text.

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Bauanleitungen

Hochbeet befüllen

Die Befüllung eines Hochbeetes ist recht einfach. Man sollte sich hier nach seinem Gefühl und den vorhandenen Materialien richten, je nachdem was man da hat.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Hochbeet zu befüllen. Folgende Füllmethode hat sich in der Vergangenheit bewährt und ist sehr zu empfehlen:

1. Der Hasendraht

Am Anfang ist es enorm wichtig, das Beet mit Hasendrat bzw. Gitter von unten gegen Wühlmäuse zu schützen. Dazu wird der Draht zurechtgeschnitten und auf der Fläche des Hochbeetes verteilt. Anschließend wird dieser mit Steinen oder Hölzern an den Rändern fixiert. Wichtig ist, dass keine Öffnung für Wühlmäuse und anderes Getier gelassen wird.

Man sollte darauf achten, dass der Hasendraht beschichtet bzw. verzinkt ist. Dann rostet er langsamer und man hat länger einen guten Schutz gegen das Getier aus dem Boden.

2. Gehäckselte Äste

Anschließend wird das Beet ca. 1/3 mit Ästen und Häckselgut befüllt.. Dies ist wichtig, damit eine konstante Nährstofffreisetzung und Wärmeentwicklung erfolgt. Holz wird wie anderes organisches Material auch durch Mikroorganismen zersetzt. Hierbei bietet es jedoch den Vorteil, dass es sich zwar sehr langsam, aber dafür konstant zersetzt. So nach dem Motto: „Auf das Holz ist Verlass“. So erfolgt eine gleichmäßige Wärmeentwicklung und Nährstofffreisetzung, was den Planzen natürlich zu gute kommt. Außerdem bieten die Äste eine gute Drainage, die dem Wasser das Abfließen ermöglicht.

3. Rasen, Laub und Gartenabfälle

Hier zahlt es sich aus, wenn man viel Bio-Müll hat bzw. einen guten Kompost angelegt hat. Auf die Schicht der gehäckselten bzw. kleingemachten Äste kommt eine weitere Schicht (etwa auch 1/3 des Hochbeetes) an Grünschnitt, Laub und Gartenabfällen. Diese bilden leicht verrottenbares Material und sind wichtig für die schnelle Nährstoffzufuhr der Pflanzen.

4. Kompost und Mutterboden

Am Ende füllt man den Rest des Beetes zuerst mit etwas Kompost (schnell verwertbare Nährstoffe für die Pflanze) und dann mit Mutterboden auf. Anstelle des Mutterbodens kann man auch noch ganz normale Gartenerde aus dem Fachhandel nehmen.

Befüllung des Hochbeetes mit Kompost und Mutterboden
Befüllung des Hochbeetes mit Kompost und Mutterboden

5. Abschluss

Es gibt sicherlich auch andere Arten von Füllungen, aber diese Art hat sich als besonders Vorteilhaft erwiesen. Generell sollte man den Inhalt des Hochbeetes alle 5 Jahre austauschen. Dann ist selbst das Holz im Hochbeetkern verrottet. Hier werden jetzt neue Nährstoffe benötigt.

Man sagt auch, man soll im ersten Jahr keine Schwachzehrer wie Salate, Spinat etc. pflanzen, weil diese durch den starken Nährstoffgehalt zu viele Nitrate aufnehmen würden und dann sehr schädlich auf den menschlichen Organismus wirken. Persönlich halte ich mich aber nicht an diese Theorie, da meiner Meinung nach kein Kunstdünger hinzugefügt wurden und die Art des Wachstums „natürlich“ ist.

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Bauanleitungen

Hochbeet bauen aus Stein

Das Hochbeet aus Stein

Vorneweg sei gesagt: Wer eine billige und schnelle Lösung sucht, ist mit dem Hochbeet aus Stein eher falsch beraten. Es kostet recht viel Geld (je nachdem, wie und woher man die Rohstoffe bekommt, doch dazu später mehr). Außerdem macht es ordentlich Arbeit.

Ich habe einen Vergleich gemacht, und die Vor- und Nachteile zum herkömmlichen Hochbeet aus Holz aufgeschrieben, die mir am Meisten aufgefallen sind.

Vorteile:

– Sehr robust und widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen

– hält sehr sehr lange, verrotet nicht und fault/schimmelt nicht

– Durch die dicke Steinmauer wird die Wärme im Beet sehr lange gehalten und langsam über Nacht an die Pflanzen abgegeben

– Eine nachhaltige Geldinvestition, auch in Hinblick für die Kinder/Enkel

– Sieht sehr schön aus, Besucher des Gartens werden sehr schnell neidisch

Nachteile:

– Es macht sehr viel Arbeit im Bau

– relativ hohe Anschaffungskosten

– Umwelteinflüsse bzw. Bauplatzbeschaffenheit müssen beachtet werden

– Schwer wieder zu entfernen, falls man es sich doch anders überlegt.

Jeder muss für sich selber entscheiden, welche Beetform er wählt. Wichtig ist eben zu wissen, dass dort auch ein ganzes Stück Arbeit auf einen zukommt (was ich etwas unterschätzt habe).


Bauanleitung:

Am Anfang des Bauens vom Hochbeet sollten einige Faktoren klar sein:

 

1. Ist mein Boden überhaupt dazu geeignet, um darauf zu bauen?

Der Boden sollte sehr stabil und fest sein, da die Steine einiges an Gewicht aufbringen können. Dies sollte man nicht unterschätzen. Daher sollte man auch nicht an abrutschgefährdeten Hängen bauen.

2. Kann ich mehrere Tage Arbeit einplanen, um das Hochbeet zu bauen? Wer hilft mir dabei?

Man sollte die Zeit von der Planung bis zur Fertigstellung nicht unterschätzen. Gerade das „Besorgen“ der Baumaterialien ist äußerst zeitaufwendig. Alleine wird man so ein Hochbeet schlecht bauen können – die Steine sind ziemlich schwer und müssen auch gerade gerückt werden. Es ist besser, die Steine zu zweit anzufassen.

3. Woher bekomme ich meine Materialien? Habe ich überhaupt das Geld dafür?

Man muss schon über den Daumen geschätzt, 300-500€ für den Bau des Hochbeetes einplanen, je nachdem, woher man welche Materialien bekommt. Es empfiehlt sich vorher abzuklären, ob eventuell Bekannte oder Verwandte alte Natursteine herumliegen haben, die man verarbeiten kann bzw. in welchem Baumarkt es den billigsten Trasszement bzw. Mörtel gibt. Doch zur Beschaffung der Materialien später mehr.

Schritt 1: Planung

Zuerst ist es wichtig, sich eine Übersicht zu gestalten, wie man sich das ganze Bauprojekt vorstellt, welche Maße gewählt werden und wo man es hinbauen möchte.

Hier eine eingescannte Karte, die die Planung von unserem Hochbeet zeigt.

Karte zum Bau des Hochbeetes
Karte / Plan für den Hochbeetbau mit Maßen

Wir haben uns entschlossen, das Beet insgesamt 4×2,50 Meter zu machen. Mit den beiden Halbkreisen am Ende war es ganz praktisch, denn so konnte man mit einem Stock und einer Schnur die optimalen Maße mit Farbe in den Boden sprühen. Wenn man schon solch ein Monument für die Ewigkeit baut, dann sollte es auch wenigstens einigermaßen gerade aussehen.

Außerdem muss man sich im Klaren darüber sein, was man später auf dem Hochbeet pflanzen möchte. Es ist ein Unterschied, ob man es „nur“ für Kräuter, oder auch für „richtiges“ Gemüße gedacht ist. Daher ist die Standortwahl (schattig, halbschattig, sonnig) enorm wichtig.

Wir haben uns für einen sonnigen Platz entschieden, wenn so ein Hochbeet ist ein Bauwerk für die Ewigkeit und es soll auch einen produktiven Nutzen bringen.

Schritt 2: Die Rohstoffe

Dieser Punkt ist wohl die komplizierteste Angelegenheit am gesamten Bauvorhaben.

Setzsteine:

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich solche Steine zu besorgen. Entweder man hat Bekannte, die alte Steine loswerden wollen, oder aber man fragt bei z.B. einem Abbruchunternehmer nach, ob der zufällig was in seinem Hof auf Lager hat. Wenn man die Steine alle im Baumarkt kauft, kann es sehr schnell sehr teuer werden.

Wir hatten das Glück, dass wir einen Bau- und Abbruchunternehmer kennen, welcher uns auf seinen Hof ließ und wir uns Steine dort kostenlos aussuchen konnte. Wichtig ist, dass die Steine schön flach und eben sind, denn desto flacher bzw. ebener sie sind, desto besser lassen sie sich später aufeinander setzen und desto weniger Beton bzw. Trasszement braucht man.

Finanziell kann man für solche Steine in etwa 50-300€ rechnen, je nachdem, welche Kontakte man wo hat ;-).

Füllsteine:

Die Füllsteine werden benötigt, um die innere Schalung (dazu später mehr) vom Hochbeet auszufüllen. Dadurch lassen sich enorme Mengen Beton einsparen!

Füllsteine sind in der Regel leicht zu bekommen. Ein Anruf beim Agrarunternehmen um die Ecke genügt. Meistens erlauben die einem dann, auf dem Feld ein paar Muschelkalksteine zusammenzusuchen und sich diese auf den Anhänger bzw. ins Auto zu laden. Oft sind die Landwirte sogar froh drüber, dass man die Steine aufließt, denn größere Steine stören beim der Feldbearbeitung.

Estrich-Beton und Trasszement-Mörtel:

Der Estrich-Beton dient zum Füllen der Hohlräume und Unebenheiten des Hochbeetes. Der Trasszement-Mörtel dient zum Abbinden und Einsetzen der Steine in ein festes Gefüge.

Man kann mit ca. 15 Säcken Estrich-Beton und 15 Säcken Trasszement-Mörtel rechnen, je nachdem wie gleichförmig die Steine sind und wie gut man mit seinen Füllsteinen arbeiten kann.

Maxit
Gibt’s zum Hochbeetbau in jedem Baumarkt…

Kiesfüllung für die Drainage:

Damit das Wasser im Winter gut ablaufen kann und nicht gefriert (dies würde Teile des Hochbeetes einfach aufsprengen), ist es nötig, eine Drainage aus Kies oder Schotter im Boden des Hochbeetes einzusetzen. Wir haben alten Schotter von einem Freund bekommen, der diesen nicht mehr benötigte. Auch hier lohnt sich: herumfragen und nicht teuer im Baumarkt kaufen.

Die Kiesfüllung für das Hochbeet.
Die Kiesfüllung für das Hochbeet.

Werkzeug:

Benötigt haben wir 1 Rüttelplatte, 1 Anhänger fürs Auto, 2 Maurerkellen, 2 Pinsel, 1 Glaß, 1 Schubkarre, 2 Spaten, 2 Schaufeln und natürlich Handschuhe.

Gut, wenn nun alles beisammen ist, kann der Bau beginnen.

Schritt 3: Die Drainage

Für eine gute Drainage ist es wichtig, etwa 30cm Boden am Rand des Hochbeetes auszuheben. Das Bild ist im Prinzip selbsterklärend.

Bei der Befüllung des Grabens ist darauf zu achten, dass nach oben noch einige Zentimeter Platz sind, damit die ersten Setzsteine auch gut im Boden verankert liegen. Es empfiehlt sich außerdem, die Füllung mit einer Rüttelplatte zusätzlich zu befestigen.

Schritt 4: Die ersten Steine werden eingesetzt

Nun werden die ersten Setzsteine in den Graben gehoben. Wichtig ist hier darauf zu achten, dass man möglichst große und flache Steine nimmt, damit die anderen Steine auf einem guten Fundament sitzen.
Diese werden in den Kies gesteckt, so dass der Abschluss gerade und bündig ist.

Schritt 5: Weitere Steine setzen

Nachdem die erste Reihe fertig ist, wird jetzt der Trasszement-Mörtel angerührt. Eine Anleitung hierzu befindet sich auf den Säcken.

Wir haben uns für den Trasszement entscheiden, da es bei anderen Füllarten nach der Trocknung u.A. zu Kalkausblühungen kommen kann. Außerdem passt er farblich besser zu den Natursteinen.

Nachdem der Trasszement angerührt wurde, gibt man nun mit der Maurerkelle eine großzügige Menge auf den unteren Stein. Wichtig ist, dass man versucht, dass sich der Stein, den man in der nächsten Reihe draufsetzt, mit den beiden unteren Steinen überlappt.

Die ersten Steine des Hochbeetes sind übereinander gestapelt.
Die ersten Steine des Hochbeetes sind übereinander gestapelt.

Am besten man sucht sich für die unteren Reihen die geradesten Steine aus, dann hat man nicht so viel Stress mit dem Auffüllen.

Wichtig ist noch, nachdem der Trasszement etwas angetrocknet ist, mit einem feuchten Pinsel drüberzuwischen (zwischen den Steinen), damit der Abschluss zwischen Stein und Mörtel bündig ist und es schöner aussieht. Dies ist für den optischen Effekt!

Schritt 6: Innere Schalung bauen und aufbetonieren

Zugegeben, wir haben beim Bauen geschummelt! So ganz unter alleiniger Verwendung von Natursteinen wird das nichts. Ohne das Aufschalen und das Auffüllen von innen kommt es gerade bei Steinen, die relativ ungleichmäßig sind dazu, dass diese nicht mehr genau aufeinanderpassen. Deswegen haben wir uns entscheiden, fehlende Lücken von innen mit Estrich-Beton aufzufüllen, bis wir mit der aktuellen Reihe wieder auf einer Ebene sind (mit der Wasserwaage ausmessen), damit alles schön gerade ist.

Die Schalungen kann man aus alten Brettern bauen. Wichtig ist zu beachten, dass man, wenn man aufgeschalt und aufgefüllt hat, mindestens eine Nacht warten sollte, bevor man die Schalung wieder entfernt. Zudem sollte es beim Bauen natürlich frostfrei sein, sonst kann man eine böse Überraschung erleben…

Hier kommen im Übrigen auch unsere Füllsteine zum Einsatz. Damit man nicht ganz so viel Estrich-Beton benötigt, werden einfach zwischenrein ein paar kleine Steine mit eingebaut.

Dieses System muss man jetzt Schicht für Schicht wiederholen. Deswegen kann man das Hochbeet auch nicht an einem Tag fertig stellen, da Schicht für Schicht neu aufgeschalt werden und der Estrich-Beton trocknen muss.

Es wird bis zur vorletzten Reihe aufgeschalt. Wenn diese Gerade ist, setzt man oben die „Endsteine“ darauf und verbindet das ganze wieder mit Trasszement.

Nun ist das Hochbeet im „groben“ fertig. Natürlich sollte man mit der Befüllung noch ein paar Tage warten, bis der Estrichbeton und der Trasszement auch wirklich trocken sind. Außerdem nocheinmal zur Wiederholung: Das ganze sollte man nur bei frostfreien Temperaturen tun.

Hochbeet Befüllung