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Anbau und Vorzucht

Pflanzen vorziehen unter Kunstlicht – so gelingt jede Vorzucht

Wie alles beginnt…

Kaum ist das alte Jahr vorbei, kribbeln den Chili-Fans schon die Finger. Manche können nicht früh genug mit der Aussaat ihrer Chilis anfangen (teilweise schon im Dezember!). Ähnlich ist es bei den Tomaten, auch hier sollte man sich nicht zu lange Zeit mit der Aussaat lassen, denn je früher sie ausgesät werden, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass (gerade bei spät reifenden Sorten) die Früchte in unseren Breitengraden auch ordentlich ausreifen.

Problem hierbei ist, dass es bei uns im Frühjahr noch zu kalt ist, um die Pflanzen an das Sonnenlicht zu stellen und in unseren (beheizten) Wohnungen oftmals zu warm und zu dunkel für ein gesundes Wachstum der jungen Pflanzen.

In der folgenden Galerie mal 3 von meinen Chilis. Diese sind ausschließlich unter Kunstlicht vorgezogen, welches ich zuerst in meinem Studentenzimmer und anschließend im Keller installierte.

Aufgrund der hohen Anfragen (vor allen in Selbstversorgergruppen auf Facebook), wie ich doch meine (fast) perfekten Pflanzen hinbekomme, habe ich mich also nun dazu entschlossen, meine Lösung für diese Problematik hier vorzustellen.

Was will eine Pflanze?

Zuerst einmal will ich kurz auf die Bedürfnisse einer Pflanze eingehen. Eine Pflanze braucht natürlich Nährstoffe wie Phosphor, Kalium, Mangan, dann braucht sie Wasser, CO2 und natürlich: Licht! Licht ist gerade bei der Vorzucht in den allermeisten Fällen der begrenzende Faktor, der eine Vorzucht misslingen lassen kann. Daher sollte man schon in der frühen Phase des Pflanzenwachstums für ausreichend Licht sorgen.

Nehmen wir als Beispiel Sonnenblumen – haben diese von Anfang an zu wenig Licht bekommen und sind einmal vergeilt, verzeihen sie dies in der Regel nie. Sie werden klein und spargelig bleiben, und ihre ganze Energie nurnoch in eine Notfallblüte stecken, damit sie wenigstens ein paar Nachkommen produzieren können.

Nun steht man vor dem Problem, dass in unseren beheizten Räumen im Winter noch viel zu wenig Licht eintritt (Die Lichtintensität und die Lichtdauer sind viel zu gering in Relation zur vorhandenen Wärme). Dies hat zur Folge, dass die Pflanzen spargeln bzw. vergeilen. Was man darunter versteht, habe ich in diesem Artikel erklärt.

Es ist also für ausreichend Licht zu sorgen. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten: Hat man den Luxus eines unbeheizten, kalten Raumes im Haus und hellem Fenster (am Besten Südausrichtung), dann kann die Vorzucht von vielen Pflanzen gelingen. Ist es allerdings zu warm bzw. zu dunkel und man will gesunde und kräftige Pflanzen, muss man auf die Vorzucht mit Kunstlicht bzw. künstlicher Beleuchtung zurückgreifen.

Mögliche Varianten für die künstliche Beleuchtung von Pflanzen beim Vorziehen:

4 mögliche Varianten zur künstlichen Beleuchtung haben sich besonders etabliert:

Natriumdampflampe

Sehr viel Licht, wird allerdings auch sehr schnell sehr heiß und hat einen immensen Stromverbrauch. Aufgrund der Verbrennungsgefahr der Setzlinge für die Vorzucht nicht zu empfehlen, da es besonders Anfängern schwer fällt, den richtigen Abstand zu finden. Natriumdampflampen stehen eher im Erwerbsanbau (Tomatengewächshäuser in Holland) etc. hoch im Kurs. Für unsere „kleine“ Anzucht lohnen sie sich meiner Meinung nach nicht.

Leuchtstoffröhre

Für die Vorzucht geeignet, wird aber trotzdem noch relativ heiß, unhandliche Handhabung wenn keine vorgefertigte Halterung, relativ günstig in der Anschaffung, Relation zwischen Verbrauch und Leistung für die Pflanzen ok.

Energiesparlampe

Variiert je nach Modelltyp recht stark, manche haben ein ineffizientes Lichtspektrum, außerdem teilweise giftige Bestandteile – Umweltproblematik. Aus diesem Grund verwende ich sie sehr ungerne.

High-Power-LED

Wird nicht sehr heiß, sehr hohe Lichtausbeute, gutes Lichtspektrum für die Pflanzen mit sehr niedrigem Energieverbrauch, leider sehr teuer in der Anschaffung

 Meine Lösung zur Anzucht:

Zum Vorziehen meiner Pflanzen unter Kunstlicht habe ich mir die Leuchtstation vom Gärtner Pötschke bestellt. Diese funktioniert mit 2 Leuchtstoffröhren.

Hier ein paar technische Daten:

– Leuchtmittel: 2 24Watt Leuchtstoffröhren

– bis 38cm höhenverstellbares Gestell

– 4 Anzuchtschalen

– Maße: 62x44x43 cm

– ganzjährige Anzucht von Kräutern und Pflücksalat

– Kosten 89,95€

Persönliche Erfahrungen und Kostenrechnung mit der Vorzucht der Pflanzen unter Kunstlicht

In meiner „Karriere“ als Kleingärtner hab ich schon einige Vorzuchtmethoden ausprobiert und komme dennoch immer wieder auf meine gekaufte Leucht-Anzuchtstation vom Gärtner Pötschke zurück. Dies liegt vor allem am sehr geringen Energieverbrauch, der mit Rund 45 Watt pro Stunde zu Buche schlägt. Angenommen, die Anzuchtstation wird 16 Stunden pro Tag betrieben, dann sind das 720 Watt pro Tag. Bei einem Strompreis von 35 Cent  pro Kilowatt hat man also effektive Kosten von rund 25 Cent pro Tag. Hochgerechnet auf den Monat, dann sind das knapp 8€. Nehmen wir nun an, wir nutzen das Leuchtstoffröhren Anzuchtgewächshaus von Februar bis April sind das effektive Kosten von 24€. Bei einer Natriumdampflampe wären die Kosten mindestens viermal so hoch.

24€. Wenn man allerdings überlegt, wie viele Pflanzen man dort vorziehen kann, ist der Preis mehr als berechtigt. Ich hab in einer Anzuchtstation 3 Schalen mit je 24 Töpfchen mit je 2-4 Pflanzen. Ergibt dann effektiv ca. 200 Pflanzen pro Anzuchtstation. 200 Pflanzen für 24€. Wenn das mal kein fairer Deal ist.

Jetzt muss man allerdings noch bedenken, dass die Anzuchtstation ja garnicht volle 3 Monate läuft. Wenn es sehr sonnig und warm draußen ist, empfiehlt es sich teilweise schon im März, bei den vorzuziehenden Pflanzen das Kunstlicht durch Sonnenlicht zu ersetzen, sprich, die Pflanzen aus dem Lichtkasten im Keller zu nehmen und raus unter die Sonne zu stellen. Dadurch minimieren sich die Kosten natürlich, so dass ich vielleicht effektiv umgerechnet auf ungefähr 12-16€ pro Saison komme. Auch brauchen die jungen Pflanzen eine langsame Gewöhnung ans Sonnenlicht; in der Anzuchtstation kann sich kein UV-Schutz aufbauen, und so hat schon der ein oder andere Gärtner bei der ersten richtigen Sonne sein blaues Wunder erlebt.

Wie bereits oben beschrieben, nutze ich die Leuchtstoffröhren Anzuchtstation vom Gärtner Pötschke zum Vorziehen meiner Pflanzen unter Kunstlicht schon knapp 3 Jahre. Dieses Jahr ist eine zweite hinzugekommen und eine Dritte ist in Planung. Chilis, Tomaten, Tabak, Hirse, diverse Ziergräßer, Gurken, Mais, Sonnenblumen, Tomatillo – es wird einfach zu viel und benötigt dementsprechend Platz.

Der einzige Negativaspekt an dieser Variante, seine Pflanzen mit Leuchtstoffröhren vorzuziehen den ich bisher erkennen konnte, sind die Kosten. Mit einem sehr hohen Preis von 89,95€ schlägt der Gärtner Pötschke natürlich ordentlich zu buche. Großen Gärtnereien bzw. Menschen mit größeren Projekten empfehle ich daher, die Eigenbeschaffung von Leuchtstoffröhren, LED’s oder auch Natriumdampflampen. Ich bin mir sicher, dass man mit etwas handwerklichem Geschick auch als Kleingärtner seine eigene Anzuchtstation aufbauen könnte, und das, zu einem wesentlich geringeren Preis. Den bequemeren Menschen (wie mir selber) empfehle ich allerdings zur Vorzucht seiner Pflanzen diese Anzuchtstationen von Pötschke, da auch der Aufbau sehr einfach ist. Vielleicht werde ich dazu in Zukunft nocheinmal ein Youtube-Review hochladen.

Abschießende Worte

Am Abschluss möchte ich erwähnen, dass es eigentlich egal ist, von welcher Marke bzw. Firma man seine Lichter nutzt. Es ist wichtig, dass die Pflanzen nicht spargeln bzw. vergeilen. Dies muss man mit allen mitteln Verhindern, zum Beispiel in dem man einfach mehr Licht auf die Pflanzen gibt und auch die Dauer der Belichtung erhöht. So ist eine Vorzucht unter dem Kunstlicht einer Leuchtstoffröhre mit einer Belichtungsdauer von ca. 16 Stunden ideal, um ein gesundes Wachstum seiner Jungpflanzen zu erzielen.

Man sollte trotz Kunstlicht versuchen, die vorzuziehenden Pflanzen so hell wie möglich zu stellen. Wenn möglich sollte man auch die Pflanzen zwecks Abhärtung und allgemein besserem Licht so oft es geht bei frostfreien Temperaturen raus in die Sonne stellen. Das spart zudem noch Strom 🙂