Ein Auszug aus: Johannes Böttner (1917): Praktische Gemüsegärtnerei. (zur besseren Lesbarkeit sprachlich angepasst)
Anbaubedingungen von Kohlrabi
Im Gegensatz zu allen andern Kohlarten gedeiht Frühkohlrabi auf durchlassenem, selbst ziemlich trockenen Sandboden. Er kommt auf jedem anderen Gartenbodehn klar, wird nur nicht so früh wie in warmem, durchlassendem Sand.
Der Kohlrabi benötigt gute Düngung. Am meisten zusagend ist ihm die Düngung im Herbst mit verrottetem Stallmist; noch besser ist Kompost, wenigstens auf leichtem Boden. Düngung mit Abtritt und Jauche begünstigt die Madenplage.
Kohlrabi zu verschiedenen Zeiten säen
Man zieht Kohlrabi für drei Gebrauchszeiten:
- Für das Frühjahr (für den Monat Juni)
- Für den Sommer (Juli – September)
- Für den Herbst und Winter (Oktober – Februar)
Die Hauptmenge wird im Juni gebraucht.
Für den Frühverbrauch wird der Samen einer frühen, kleinlaubigen Sorte vom 1. bis 5. März ins Mistbeet gesät. Bis Mitte April sind kräftige, abgehärtete Pflanzen vorhanden, die bei günstigem Wetter ausgesetzt werden. Hierfür dient ein recht sonniger, gut vorbereiteter Platz, 6 Reihen auf das Beet, 18 Zentimeter Abstand. Es wird viel gegossen und noch mehr gehackt, denn es gilt, die Pflanzen recht schnell groß zu kriegen und zum Ansetzen von Knollen zu reizen. Sobald die Knollen die Größe eines Gänseeis besitzen, werden die stärksten davon abgeschnitten. Die anderen wachsen dann in wenigen Tagen nach und werden verbrauchsfähig. Diese frühen Kohlrabi werden als zartes, erstes Kohlgemüse besonders geschätzt. Werden immer die größten Knollen ausgezogen, lässt sich die Ernte bis gegen Ende Juli ausdehnen. Länger ist der Frühkohlrabi nicht gut, er wird dann holzig. Zum Aufbewahren ist der im Sommer gewachsene Kohlrabi ungeeignet.
Der Bedarf an Sommerkohlrabi ist an vielen Orten gering. Es gibt in den Monaten August und September genug andere Gemüse. Wo aber nach dem Juli noch gern Kohlrabi gegessen wird, k önnte man noch spätere Aussaaten von Frühkohlrabisorten machen. Besser aber ist es, man baut Riesenkohlrabi an. Er wird im April ins freie Land gesät und Ende Mai weitergepflanzt. 4 Reihen auf das Beet und mindestens 35 Zentimeter Abstand.
Dieser Riesenkohlrabi bringt Köpfe, die mehrere Pfund schwer und bei genügend feuchtem Boden außerordentlich zart werden.
Probleme mit weißen Fliegen / Raupen
Der Spätanbau von Frühkohlrabisorten würde, da man damit das im August frei werdende Gartenland noch ausnutzen kann, vielleicht häufiger erfolgen, wenn nicht ein schlimmer Übelstand damit verbunden wäre: die Raupen. Ich kenne keine Kultur, die so regelmäßig und unbarmherzig Jahr für Jahr den Raupen zum Opfer fällt, wie die Herbstkohlrabikultur. Teilweise noch auf dem Saatbeet, sicher aber auf den Standbeeten legen die weißen Schmetterlinge ihre Eier ab und bald erscheinen die gefräßigen Raupen, die den Kohlrabi bis auf die dürren Rippen abweiden. An andere Kohlarten gehen sie ja auch, aber das ist doch gar nicht zu vergleichen damit, wie sie den Spätkohlrabi befallen. Dzau kommt dann noch, dass die Pflanzen zu der Jahreszeit des Raupenbefalls noch so klein sind.
Kohlrabi Sortenempfehlung
Es gibt weiße und blaue Kohlrabisorten. Von Frühsorten werden die weißen bevorzugt. Es wird angenommen, dass sie zuverlässiger im Ertrage und zarter sind. Als früheste empfehle ich „Dworskis (Prager) weißer Treib“, eine kurzlaubige Sorte, die sehr schnell wächst und nicht schießt. Etwas später (mittelfrüh) ist der „Delikateß-Kohlrabi“. Für leichten Boden sind feine und kurzlaubige Frühsorten besonders gut. Von Spätsorten sind die blauen besonders zart: „Blauer Goliath“ und „Mammuth“.
Nach modernen Gesichtspunkten wird auch die Sorte „Superschmelz“ empfohlen. Viele alte Kohlrabisorten sind heutzutage leider nicht mehr verfügbar.