Ein Auszug aus: Johannes Böttner (1917): Praktische Gemüsegärtnerei. (zur besseren Lesbarkeit sprachlich angepasst)
Bedingungen für den Anbau
Zum erfolgreichen Anbau von Blumenkohl gehört ein besonders kräftiger, humusreicher, warmer, feuchter Gartenboden, ein Boden, der durch fortgestzte reichliche Düngung mit gutem Stallmist (Rindviehmist) oder fetter Komposterde in guter Kultur gesetzt ist und bewässert werden kann. Nicht mit Unrecht gilt der Blumenkohl als die anspruchsvollste unter den Kohlarten oder gar als das anspruchsvollste Gemüse überhaupt. Wenn ein Gärtner von einem Gartenboden sagt: „Hier lässt sich Blumenkohl anbauen, das ist Blumenkohlboden“, so ist das für den Gartenbau etwa dasselbe, als wenn ein Landwirt von einem Feldgrundstück erklärt, es sei „guter Weizenboden“. Fehlt der richtige Boden, so soll man den Anbau des Blumenkohls erst im kleinen versuchen und nur für den eigenen Bedarf.
Aussaat und Anbau von frühem Blumenkohl
Damit die Blumenkohlpflanzen schon kräftig herangewachsen sind, wenn trockene Sommerwärme eintritt, ist es praktisch, im Herbst zu säen, die Pflanzen gut zu überwintern und im Frühjahr rechtzeitig auszupflanzen. Die im Frühjahr zeitig im Mistbeet herangezogenen Pflanzen gedeihen zwar auch ganz gut, aber sie bleiben im Ertrag (Größe und Schönheit der Blumen) hinter den überwinterten zurück, meistens auch in der Frühzeitigkeit um mehrere Tage.
Zur Überwinterung sät man nur besten Samen des Erfurter (Kopenhagener) Zwergblumenkohls Ende August in einen Kasten oder in ein leerstehendes Mistbeet. Ende September vertopft man die Pflänzchen etwa 5 cm weit in einen Holzkasten oder in einen kalten Mistbeetkasten in sandige Rasenerde, die durchlässig und völlig frei von faulenden Stoffen ist. Fäulnis wird im Winter verderblich. Die Pflanzen wurzeln an ihrem neuen Standort noch fest und können dann, wenn sie festgewurzelt sind, auch einige Grad Frost vertragen.
Der Kasten, in welchem die Blumenkohlpflanzen stehen, wird mit Mistbeetfenstern zugedeckt, wodurch rauhe Winde und Frost abgehalten werden, das zum Leben der Pflanze nötige Licht aber noch eindringen kann. Bei gutem Wetter, Tauwetter oder leichtem Frost werden die Fenster etwas gelüftet. Frische Luft hält die Pflanzen gesund. Wenn strenge Kälte eintritt, müssen Strohdecken oder ein strohiger Dünger aufgelegt werden. Rings um den Kasten wird Mist gepackt. Wenn schließlich im März neue Mistbeete angelegt werden, kann man die Fenster vom Blumenkohl wegnehmen; Decken oder Bretter werden nur noch bei großer Kälte aufgelegt. Die Pflanzen werden so abgehärtet. In den ersten Tagen des April kommen die Pflanzen ins Freie.
Wegen dem hohen Nährstoffbedarf darf Blumenkohl nicht zu dicht gesetzt werden. Es kommen nur zwei Reihen auf jedes Beet; die Pflanzen einer jeden Reihe erhalten 50, 60 bis 100 Zentimeter Abstand, je nach Sorte. Dabei wird im Verband gepflanzt. Die Zwischenräume können mit Salat, Radies oder anderen schnell abräumenden Gemüsen ausgenutzt werden.
Blumenkohl auf schlechtem Boden anbauen
Wer nun einen Gartenboden hat, der nach allgemeiner Ansicht noch nicht als Blumenkohlboden ausreicht, kann für seinen eigenen Bedarf schönen Blumenkohl anbauen, wenn er beim Setzen eine weite, tellerförmige Vertiefung macht. Hier hinein pflanzt er den Blumenkohl, und wenn nach zwei bis drei Wochen die Pflanzen angewachsen und festgewurzelt sind, packt man guten, festen Kuhmist rings um die Pflanze und gießt dann häufig (bei trockenem Wetter zweimal täglich) mit der Brause der Gießkanne darüber, so dass die Pflanze ununterbrochen in einer trüben, feuchten Luft stehen. Das ist wohltuend für Blumenkohl. Überall, wo feuchte Luft herrscht, da gedeiht er und entwickelt seine Blumen zu einer wunderbaren Größe. Man kann nicht zuviel spritzen. Blumenkohl braucht viel Feuchtigkeit im Boden, m uss regelmäßig gegossen werden, um die reichliche Nahrung aufzunehmen. Dazu aber natürlich auch Wärme im Boden. In hohen, freien, trockenen Lagen ist kein guter Platz für diesen Kohl. Er ist darin noch anspruchsvoller als alle übrigen Kohlarten, die ja auch in feuchten, fruchtbaren Niederungen am besten gedeihen.
Sehr dankbar ist Blumenkohl für flüssigen Dünger, aufgelösten Kuh- und Schafsmist. Selten wird der Boden soviel leichtlösliche Stoffe enthalten, dass die ungewöhnlich hohen Ansprüche, die gerade der Blumnenkohl stellt, befriedigt würden. Je reichlicher der Dünger verabreicht wird, desto schneller entwickelt sich die Blume.
Blumenkohl Sortenauswahl
An anspruchsvollsten in jeder Hinsicht ist der „Frühe Erfurter Zwergblumenkohl„. Die Bezeichnung „Zwerg“ bezieht sich nicht auf die Größe der Blume; gerade dieser Zwerg zeichnet sich häufig durch große Blumen aus. Ein Zwerg ist er nur im äußeren Bau der Pflanze: niedrig, gedrungen, mit wenig Blättern. Es lässt sich erklären, dass diese niedrige Sorte verkümmert, wenn sie nicht auf das beste ernährt und bewässert wird, somit nicht ununterbrochen üppig wachsen, jedes einzelne der so wichtigen Blätter zur höchsten Vollkommenheit bringen und alle schlummernden Kräfte entfalten kann. Diese Sorte kann in entsprechendem Boden dichter gepflanzt werden; es genügt schon 50 Zentimeter Abstand nach allen Seiten.
Ich halte es für einen Unfug, diese Sorte anders als unter den allerbesten Verhältnissen anzubauen. Wer auf ihre Pflege Zeit und Kosten nicht verwenden kann, wird mit anderen Sorten besser fahren. Für den „Erfurter Zwerg“ ausschließlich passt die Überwinterung der Pflanzen oder sehr frühe Anzucht der Pflanzen im Mistbeet. Man erntet die Blumen im Juni.
Diese Sorte, die vom Gärtner Haage in Erfurt gezüchtet wurde, wird neuerdings auch als „Kopenhagener Zwerg“ verbreitet. Die Umgebung von Kopenhagen mit der milden, feuchten Seeluft bietet nämlich ein ausgezeichnetes Klima für Gemüsebau, und der Blumenkohl gedeiht dort hervorragend. Man hat infolgedessen auch den Samenbau begonnen und gefunden, dass der Kopenhagener Samen sehr gut ist; besser als die Blumenkohlsamen, die in südlichen Ländern geerntet werden. Die besten Köpfe tragen am wenigsten Samen; deshalb ist guter Samen sehr teuer, er wird kornweise bezahlt. Etwa 8 Tage nach dem „Zweg“ entwickelt sich der „Dänische Exportblumenkohl“; ebenfalls eine vorzügliche Sorte mit mehren Blättern, deshalb weniger anspruchsvoll.
Anbau von Sommer- und Herbstblumenkohl
Es gibt Blumenkohlsorten, die höher wachsen, viel mehr Blätter bilden, deshalb eine kurze Störung in der Entwicklung nicht so schwer empfinden. Blumen setzen sie erst an, nachdem ein voller, reicher Blätterschopf vorhanden ist. Die Blume selbst wächst dann schnell, in wenig Tagen. Für diese anderen Blumenkohlsorten gilt wohl im allgemeinen auch, was über Boden und Düngung gesagt worden ist; aber sie gedeihen selbst noch in Gärten mit leichterem Boden, auch in höherer Lage, und das ist viel wert. Nachdem ich in meinem leichten, aber gut gedüngten Boden mit frühem Anbau des Erfurter Zwergblumenkohls jahrelang Mißerfolge hatte – ist mir die Spätkultur ausgezeichnet gelungen.
Der wichtigste Vertreter dieser blattreicheren, späteren Blumenkohlsorten ist der „Frankfurter Riesenblumenkohl“, häufig auch unter anderem Namen verbreitet, z.B. „Italienischer Riesenblumenkohl“, weil viel Samen davon in Italien gezogen wird. Es wird davon eine frühe, eine mittelfrühe und eine späte Sorte geführt. Eine frühreifende Spielart sollte man auf jeden Fall wählen, wenn man den Blumenkohl spät, noch im Juli, pflanzen will, sonst kommt es vor, dass dieser spät gepflanzte nicht mehr reif wird. Die späte „Frankfurter“, also eine Sorte, die längere Zeit zur Entwicklung braucht und größere Köpfe bringt, wird schon im April gesät und im Mai oder Juni ausgepflanzt.
Die Pflanzen erhalten durchschnittlich 1 Meter allseitig Abstand – wenn man sie aber als Zwischenpflanzung, z.B. auf Gurkenbeete, setzt, noch viel mehr: mindestens 1,50 Meter. Bei diesem Stande entwickeln sich große, üppige Pflanzen, die in milden warmen Oktobertagen tadellose Blumen bilden.
Wenn Blumenkohl gelblich-grüne, jämmerliche Blumen hervorbringt, so kann schlechter Samen daran schuld sein. Auch sind solche verkommenen Blumen auch nur eine Folge von Mangel und Trockenheit. Blumenkohlpflanzen, die in gutem Boden weit genug stehen und fleißig bewässert werden, bilden weiße Blumen. Damit der Blumenkohl die rein weiße Farbe behält, knickt man, sobald die Blume soweit herausgewachsen ist, dass das Sonnenlicht auf sie fällt, die obersten Blätter nach innen ein. Blumenkohlpflanzen, die Ende Oktober, wenn schon etwas stärkere Fröste (über 3 bis 4 Grad °C) drohen, noch keine Blumen zeigen, werden mit den Wurzeln ausgehoben und dann in leerstehenden Gewächshäusern, im Keller, in einem kalten Kasten oder in einer Erdgrube bis zu den untersten Blättern in Erde eingeschlagen, festgetreten und angegossen. Sie können hier selbst im Dunkeln bis Weihanchten, sogar bis Januar ganz brauchbare Blumen ausbilden. Auf dem Lande, wohin ausländischer Blumenkohl selten kommt, bietet dieser Winterblumenkohl noch eine angenehme Abwechslung in der Gemüseauswahl.