Ein Auszug aus: Johannes Böttner (1917): Praktische Gemüsegärtnerei. (zur besseren Lesbarkeit sprachlich angepasst)
Anforderung an den Boden
Der Rosenkohl oder Sprossenkohl bildet einen aufrechten Stengel mit vielen Blättern. In den Winkeln der Blätter erscheinen im Laufe des Herbstes ganz kleine Sprossen, welche sich zu niedlichen Köpfchen oder Röschen ausbilden, woher auch die Bezeichnung „Rosenkohl“ stammt.
Die erwähnten Röschen liefern im Winter das beliebte Gemüse für die Küche. Sie sind im Geschmack noch feiner als der Wirsing, in der Zubereitung dem Wirsing ähnlich.
Rosenkohl verlangt ein frisch- und reichgedüngtes Land, auf welchem in milden Gegenden vor der Pflanzung ein Frühgemüse: Spinat, frühe Erbsen, Kopfsalat oder dergleichen angebaut werden kann.
Aussaat von Rosenkohl
Gesät wird auf ein gut vorbereitetes Gartenbeet in den ersten Tagen des April. In den letzten Tagen des Mai kann man den Rosenkohl pflanzen. Sollte das Land dann noch nicht frei sein, so lässt sich das Pflanzen aufschieben bis in den Juni, in guten Gegenden mit warmen Herbst selbst bis Anfang Juli. Besitzt man dann kräftige Pflanzen, so kann sich noch eine schöne Rosenkohlstaude daraus entwickeln, denn die Hauptentwicklungszeit fällt in die Herbstmonate. Aber es ist Bedingung, dass die Samen auf das Saatbeet sehr dünn gesät wurden und die Pflanzen ganz einzelnstehend sich stämmig entwickeln. Sie dürfen zwar auf dem Saatbeete hoch werden, aber sie dürfen nicht dünn und spiellerig werden. Stehen die Kohlpflanzen auf dem Saatbeete zu dicht, so ist es gut, sie werden erst noch einmal auf 12 bis 15 Zentimeter Abstand verschult. Solche kräftigen, verschulten Pflanzen kann man mit vollem Ballen ausheben und dann als zweite Frucht mit Aussicht auf Erfolg pflanzen. Nur in gutem Boden baut man Rosenkohl als zweite Frucht, nachdem Salat, Erbsen oder Erdbeeren die erste Frucht gebracht haben. Je schwerer und kälter der Boden und je rauher das Klima ist, um so früher muss gepflanzt werden.
Pflanzung und Pflege von Rosenkohl
Ein spätes Pflanzen bringt die Gefahr, dass die Pflanzen sich überhaupt nicht ausbilden. Hingegen hat ein zu frühes Pflanzen in guten Verhältnissen auch Nachteile: die Pflanzen entwickeln sich zu früh, die Seitensprossen (Rosen) treiben noch bei warmer Jahreszeit und werden lose und schlotterig. Den richtigen Zeitpunkt wird man an jedem Ort erst durch die Erfahrung herausfinden.
Die Rosen bilden sich von Mitte September an, den ganzen Oktober, November, bei gutem Wetter selbst Dezember durch. Kaum bemerkbare Ansätze bilden sich in dieser Zeit noch zu vollen Rosen aus.
Es ist falsch, die Rosenkohlstauden zu köpfen oder Blätter wegzuschneiden. Die Rosen bilden sich viel schöner, wenn die Pflanzen nicht gestört werden. Jedes einzelne der großen Blätter des Rosenkohls hat den Zweck, das Röschen im Blattwinkel zu ernähren und zu schützen, selbst später noch bei Schnee und Frost. Deshalb wird jedes Blatt beim Reinigen der Beete so sorgfältig geschont und gegen das Abbrechen oder den Fraß durch Raupen geschützt. Wo kein Blatt steht, erscheint in der Regel auch nur eine dürftige Rose.
Rosenkohlstauden, die von oben bis unten mit Rosen besetzt sind, können wir nur dort erwarten, wo wir vorher Stauden im vollen Blätterschmuck sahen. Vollen Blätterschmuck aber haben immer nur Pflanzen, die frei und einzeln stehen, nie Pflanzen in dichtgeschlossenen Beständen. Das ist also noch eine Hauptbedingung der Rosenkohlkultur: Die Pflanzen müssen einzeln gesetzt werden. Nur zwei Reihen auf ein Beet und 60 Zentimeter Abstand; das ist die geringste Weite, 70 bis 80 Zentimeter ist besser. Ganz besonders eignet sich Rosenkohl zum Zwischenpflanzen auf andere Gemüsebeete, die gegn den Spätsommer hin abgeerntet werden. Die Rosenkohlstöcke bleiben den Winter hindurch im Freien; das Abpflücken der Rosen geschieht nach Bedarf bis zum Frühjahr. In kalten Gegenden, welche scharfen Ostwinden ausgesetzt sind, wird man die Stauden im Spätherbst nicht vor Mitte November, mit den Wurzelballen ausheben und an einer sehr geschützten Stelle nebeneinander (nicht zu dicht) einschlagen. In diesem Falle werden vor dem Einschlagen alle Blätter weggeschnitten. Bei trockenem Frost und scharfem Wind wird Stroh oder Reisig übergedeckt. Auch auf volle Länge in Erde eingeschlagen, hält sich der fertig ausgebildete Rosenkohl, wenn er vorher von allen Blattresten befreit wurde.
Eine gute Rosenkohlsorte ist „Erfurter halbhoher“. Eine Hauptsache ist aber, dass man gut gezüchteten Samen erhält.