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Gemüsegarten

Unsere Gemüse – Übersicht zu Eigenschaften und Anbau von verschiedenen Gemüsen

Eine Einteilung der Gemüse nach praktischen Gesichtspunkten versucht Johannes Böttner (1917) in seinem Gartenbuch: Praktische Gemüsegärtnerei. Im folgenden Erfahren Sie alles zu den wichtigsten Gemüsen (entsprechendes Gemüse anklicken – ist verlinkt):

Von der großen Zahl der Pflanzen, welche als Gemüse gebaut werden können, sind nur verhältnismäßig wenige allgemein bekannt und verbreitet. Es sind dies Arten, die geringe Ansprüche an die Kultur stellen, eine gute Ausbeute geben und sich auf einfache Weise in der Küche zubereiten lassen. Die unbekannteren Gemüse sind meistens schwerer zu kultivieren, oder sie bringen keine ergiebige Ernte, oder ihr Geschmack findet keinen allgemeinen Beifall.

Die planmäßige Zusammenstellung der verschiedenen Gemüse nach praktischen Gesichtspunkten ergibt folgende Einteilung:

  1. Kohlgemüse: Weißkohl, Wirsing, Rotkohl, Rosenkohl, Kohlrabi, Blumenkohl, Grünkohl
  2. Wurzelgemüse: Kohlrüben, Speiserüben (Wasserrübe mit der Abart Teltower Rübe), Mohrrüben, Rote Rüben, Sellerie, Rettich, Radies, Schwarzwurzeln, Wurzelpetersilie, Rapontika, Pastinake und Kerbelrüben
  3. Salate: Kopfsalat, Römischer Salat, Stechsalat, Pflücksalat, Endivien, Löwenzahn, Rapünzchen (Feldsalat oder Blättersalat), Zichoriensalat, Gartenkresse, Brunnenkresse, Winterkresse
  4. Spinate: Gartenspinat, Sauerampfer, Neuseeländer Spinat, Eiskraut, Portulak, großblättrige Gartenmelde
  5. Zwiebelarten: Zwiebel (gewöhnliche Sommerzwiebel), Winterzwiebel, Kartoffelzwiebel, Lauch (Porree), Perlzwiebel, Schnittlauch, Schalotte, Australische Zwiebel, Schlangenknoblauch, Knoblauch
  6. Gurkenartige Gemüse: Gurken, Speisekürbis, Melonen
  7. Schotengemüse: Erbsen, Bohnen, Puffbohnen, Stangenbohnen, Buschbohnen
  8. Blattstiel- und Stengelgemüse: Mangold, Bleichsellerie, Spargelsalat, Rübstiel, Kassler Strünkchen
  9. Fruchttragende Gemüse: Tomaten, Eierfrucht, Pfeffer (Chilli)
  10. Verschiedene Gemüse: Zuckermais, Bamia oder Gombo, Sauerkleerübchen (Oxalis), Stachys, Erdartischocke, Judenkirsche
  11. Küchengewürze: Bohnenkraut, Makoran, Thymian, Estragon, Gurkenkraut, Dill, Fenchel, Kapuzinerkresse, Salbei, Schnittpetersilie, Kümmel, Waldmeister, Paprika, Kerbel usw.
  12. Dauergemüse: Rhabarber, Artischocken, Meerkohl, Meerettich, Spargel
  13. Champignons

Dazu kommen noch Frühkartoffeln und Erdbeeren, die man zwar nicht zu den Gemüsen rechnen darf, die aber hier trotzdem einen Platz finden müssen, weil sie in der Regel in der Fruchtfolge des Gemüsegartens untergebracht werden.

Beim Anbau der einzelnen Gemüse werden folgende Fragen in Betracht kommen:

  • Welchen Standort, welchen Boden, welche Düngung verlangt die Gemüseart?
  • Wann findet die Aussaat statt?
  • Sät man ins Mistbeet, auf ein Saatbeet im freien Land oder gleich an Ort und Stelle?
  • Soll man in den Reihen säen oder breitwürfig?
  • Wann werden die Pflanzen versetzt (pikiert)?
  • Welche Abstände sind erforderlich für die gute Ausbildung der einzelnen Gemüse?
  • Welche besondere Behandlung verlangt das Gemüse bis zur Ernte?
  • Wann wird geerntet?
  • Wann ist das Gemüse für die Küche tauglich?
  • Wie wird das Gemüse zubereitet?
  • Welche Sorten haben sich am besten bewährt?

Durch Beantwortung aller dieser Fragen für jedes einzelne Gemüse unter Hinweis auf das bereits im ersten Teil gesagte wird es möglich, ein genaues und zuverlässiges Bild der Kultur zu gewinnen.

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Allgemein

Rapuntika – Rapunzel – Rapunzelwurzel – Wo ist der Unterschied?

In alten Gartenbüchern und Überlieferung ist gelegentlich die Rede von Rapuntika, Rapunzeln, und Rapunzelwurzeln. Im folgenden Artikel sollen die feinen Unterschiede in Verwendung und im Anbau von diesen Gewächsen näher erläutert werden. Der nachfolgende Text stammt aus: J.F.A. Volborth (1822): Hand-Lexikon für Küchengarten-Freunde, oder Anleitung über Kenntnis und Kultur aller in einem guten Hauswesen unentbehrlichen Küchengarten-Gewächse in alphabetischer Ordnung

Rapuntika – Oenothera biennis

Das Bild zeigt eine botanische Zeichnung der Pflanze Oenothera biennis, auch Gewöhnliche Nachtkerze oder im gärtnerischen Sinne als Rapuntika bzw. Rapontika bezeichnet. Dies war ein Gemüse, dass früher häufiger in Gärten auf Beeten angebaut wurde.
aus: J. Sturms Flora von Deutschland, 9. Band (1901)

Diese Rapuntika, auch Rapunzelwurzel, Rapunzelsellerie, Wurzelrapunze, große Rübenrapunzel genannt, muss von der eigentlichen und kleinen Rübenrapunzel, campanula ranunculus, wohl unterschieden werden. Denn ob beide gleich zu einerlei Zweck erbauet und fast auf einerlei Art behandelt werden, so sind es doch zwei ganz verschiedene Gewächse, welches man schon an der Verschiedenheit des Samens erkennen kann. Denn der Same der kleinen Rübenrapunzel ist äußerst fein, der aber der Rapuntika ist gröber, eckig und kaffeebraun. Siehe Lüders Garten-Briefe, Th. 2. S. 265.

Die Rapuntika liebt einen etwas schattigen, feuchten und schweren Boden, der zwar noch in guter Besserung, aber nicht frisch gedüngt sein muss. Wenn man sie als Küchengewächs anbaut, so muss der Samen nicht eher, als gegen Ende Mai oder Anfang Juni gesät werden, damit sie nicht in demselben Jahr zur Blüte kommen kann. Denn sobald sie Samenstängel getrieben hat, sind ihre Wurzeln zum Gebrauche als Salat untüchtig. Der Same derselben muss entweder gleich so dünn gesät werden, dass die knollichten Wurzeln Raum genug finden, oder die Pflanzen müssen nachher verzogen oder mit der Hacke auf 8 bis 12 Zoll verdünnt werden. Als Blume wird sie verpflanzt, nicht gern aber als Küchengewächs. Dagegen aber muss sie, wie der Sellerie, fleißig mit der Hacke bearbeitet werden, wenn ihre Wurzeln die nötige Stärke erhalten sollen.

Gegen den Herbst werden ihre Wurzeln brauchbar, und nun können sie, wie man sie verspeisen will, nach und nach immer frisch ausgehoben werden. Die übrigen bleiben entweder auf ihrer Stelle stehen, oder werden ausgehoben und eingeschlagen, oder im Keller aufbewahrt. Sie wird eben so benutzt, wie der Sellerie, entweder als Salat allein, oder mit anderen Salatarten vermischt, in Scheiben geschnitten, welche rötlich aussehen, und weicher und zarter sind, als der Sellerie. Die Wurzeln bleiben so lange brauchbar, bis die Pflanzen Samenstängel treiben, weshalb der Überrest im Frühjahr bei Zeiten aufgenommen werden muss, ehe er in die Höhe geht.

Zum Samen lässt man so viel im Lande stehen, als man nötig zu haben glaubt. Er wird nicht zusammen reif, sondern nach und nach, und muss daher, so wie er von unten hinauf reif wird, abgenommen und gesammelt werden. Tut man dies nicht, so erhält man nicht allein keine Samen, sondern man verunreinigt sich auch den Garten. Dies hat man aber nur alle 3 bis 4 Jahre nötig; denn so lange bleibt der Same brauchbar.

Rapunzel – Valeriana locusta olitoria

Das Bild zeigt eine botanische Zeichnung der Pflanze Valerianella olitoria, auch Gemeines Rapünzchen bzw. Feldsalat gennant. Dies war ein Gemüse, dass früher häufiger in Gärten auf Beeten angebaut wurde.
aus: J. Sturms Flora von Deutschland, 12. Band (1904)

Der Rapunzel, Winterrapunzel, Feldsalat, Mausöhrchen, Lämmerlattig, Nüßgensallat, Schaafsmelle usw. wächst auch wild auf die Äckern, ist dann aber so zäh und unschmackhaft, dass er kaum gegessen werden kann. In den Gärten gezogen, ist er weit milder und angenehmer, weshalb man darauf sehen muss, dass er im Herbst und Frühjahr, wo es an anderen Salatkräutern fehlt, immer im Überflusse da sei.

In Absicht des Bodens macht er gar keine großen Ansprüche; denn er wächst allenthalben, und ist auch mit jedem Standort zufrieden. Doch wird er in etwas magerem Gartenland schmackhafter, in schweren und fetteren Boden aber größer und breiter an den Blättern.

So lange es andere Salatkräuter im Sommer gibt, verlangt niemand Rapunzel zu essen, ja er ist auch nicht ein mal recht eßbar. Deshalb darf man den Anfang der Aussaat des Salates nicht vor dem August machen. Von dem August an aber bis in den November muss man immer von 14 Tagen zu 14 Tagen neue kleine Aussaaten machen, um ihn immer jung zu haben. Denn je älter er ist, desto weniger schmackhaft ist er, wenigstens darf man dann nur die jüngsten und kleinsten Blätter zum Salat nehmen. Auf diese Weise kann man vom Herbst an bis zum Frühjahr immer einen Salat haben, der nicht nur angenehm schmeckt, sondern auch sehr gesund ist.

Mit keinem Gartengewächs kann man leichter fertig werden, als mit diesem. Man hat weder das Land zu graben, noch zu düngen nötig. Will man ihm keine eigenen Beete gönnen, so streut man ihn unter andere Gewächse, wo das Erdreich durch den Regen noch nicht sehr fest geschlagen ist. Denn wo er nur lockere Erde findet, da geht er auf, ohne nur ein Mal untergeharkt worden zu sein. Man wirft ihn deshalb, etwa vor einem Regen, auf ein Feld, das entweder so eben mit Johannislauch bepflanzt worden war, oder unter den Porree, welcher länger stehen bleiben soll, als der Rapunzel, oder auf die Gurkenfelder, wo er dann da steht, wenn die Gurken mit ihren Ranken Platz gemacht haben usw.. Gibt man ihm aber eigene Felder, so hackt man, wenn es gehen will, 14 Tage bis 3 Wochen vorher die Oberfläche um, harkt sie fein und lockt dadurch das Unkraut heraus. Wenn man dies nicht tut, und der Same vielleicht etwas lange in der Erde liegt, so steht man in Gefahr, das Unkraut nicht bekämpfen zu können. Dieses aber dem Rapunzel aus dem Wege zu schaffen ist fast die einzige Mühe, die man auf ihn zu verwenden hat. Ihn ganz flach unter zu harken, ist in diesem letztern Falle immer ratsamer, als zu warten, bis ihn etwa nach mehreren Wochen ein Regen bei seite schlägt. Ob man gleich jetzt allenthalben behauptet, dass es gleichgültig sei, ob man frischen oder alten Samen aussäe: so ist doch so viel durch die Erfahrung ausgemacht, dass der frische Same länger in der Erde liegt, eher er aufgeht, als der alte.

Der Gebrauch desselben ist zu bekannt, als das ich davon ein Wort sagen dürfte.

Um immer hinlänglich Vorrat von alten Samen zu haben, den man 4 bis 5 Jahre gebrauchen kann, muss man nicht hier und da im Garten eine Pflanze stehen lassen, um von derselben Samen zu gewinnen, sondern man muss ein eigenes Beet, wenn es auch nur klein ist, dazu bestimmen. Denn der Same fällt gar zu leicht aus, wenn man auch die größte Vorsicht anwendet, und verunreinigt den Garten im Sommer, wo man den Rapunzel nicht gebrauchen kann. Deshalb muss man, sobald bemerkt, dass einige Körner reif sind – und dies kann man am besten bemerken, wenn man unter den Busch sieht, und einige reife Samenkörner findet, – sogleich die ganze Pflanze behutsam aufziehen oder abschneiden, sie auf ein Tuch oder wenigstens auf ein solches Beet legen, wohin man bald Samen säen will, und ihn da nachreifen lassen. Abreiben lässt er sich dann sehr leicht, wenn er recht trocken ist. Der Same ist übrigens, wenn er gut aufbewahrt wird, mehrere Jahre brauchbar.

Rapunzelwurzel – Campanula rapunculus

Das Bild zeigt eine botanische Zeichnung der Pflanze Campanula rapunculoides, auch nesselblättrige Glockenblume bzw. Rapunzelwurzel genannt. Dies war ein Gemüse, dass früher häufiger in Gärten auf Beeten angebaut wurde.
aus: J. Sturms Flora von Deutschland, 12. Band (1904)

Die kleinen Rapunzenwurzel, die in den Gartenbüchtern unter dem Namen Rapunzelwurzel gefunden wird, ist jetzt auch unter dem Namen Salatwurzel bekannt. Man hat von derselben 2 Sorten, die kleine weiße und die große gelbe Rapunzelwurzel. Ihre Wurzeln, welche ebenfalls, wie die Rapuntika-Wurzeln als Salat gegessen werden, sind rund und fleischig. Sie wird gegen das Ende des Mai’s oder Anfang des Junius ausgesät, und in allen Stücken, wie die Rapuntika oder große Rapunzelwurzel behandelt, nur dass ihre Pflanzen nicht so viel Raum erfordern. Siehe Rapuntika.

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Sorten und Saatgut

Erfahrungen beim Samenarchiv Gerhardt Bohl

Update Juni 2023: Das Samenarchiv Gerhard Bohl hat nun offiziell eine neue Adresse (und verschickt auch wieder Saatgut), die ich mit dem Einverständnis von Herrn Bohl hier freigeben werde:

Gerhard Bohl
Versandgärtnerei Susanne Bohl
Rauenstadt 18
D-91550 Dinkelsbühl

Man kann für 5€ zwei DVD’s oder für 10€ einen USB-Stick mit dem Sortenbuch vom Samenarchiv bestellen.

Leider sucht das Samenarchiv immer noch einen Nachfolger. Eine Gärtnerlehre ist nicht erforderlich, aber starkes Interesse an Gartenarbeit und Natur und es sollte mindestens ein guter mittlerer Bildungsabschluss vorhanden sein. Wer sich hierzu berufen fühlt, kann Herr Bohl gerne an die neue Adresse einen Brief schreiben.

UPDATE 2023: Der nachfolgende Artikel ist 8 Jahre alt! Das Samenarchiv Bohl ist umgezogen (und befindet sich nicht mehr in Schwanstetten). Auch wurden die Versandaktivitäten vorerst zurückgefahren/eingestellt. Ob Herr Bohl an seiner neuen Adresse wieder Bestellungen annimmt, kann ich nicht sagen. Mein letzter Erkenntnisstand ist, dass aus Altersgründen ein(e) Nachfolger(in) für Herr Bohl bzw. das private Samenarchiv Bohl gesucht wird, der die Versandgärtnerei übernehmen kann. Bei Interesse an der Übernahme der Gärtnerei wenden Sie sich bitte an admin@derselbstversorger.net, ich werde Ihre Nachricht dann an Herrn Bohl weiterleiten.

In diesem Artikel möchte ich über meine Erfahrungen mit dem privaten Samenarchiv von Gerhard Bohl berichten. Schon vor zwei Jahren hatte ich ein Sortenbuch bei ihm bestellt und dieses Jahr habe ich es geschafft, meine erste Bestellung aufzugeben. Vorneweg sei gesagt: Ich war erstaunt von der ungeheuren Vielfalt der Samen, die das Samenarchiv Bohl anbietet. Alleine die Auswahl an alten Tomatensorten versetzt einen ins Staunen, solch ungeheure Vielfalt wird man wohl nirgends sonst auf der Welt bekommen.

Was ist das private Samenarchiv von Gerhard Bohl überhaupt und welche Ziele verfolgt es?

Die letzten 60 Jahre waren in vielerlei Hinsicht sehr großartig für den Menschen. Die menschliche Population verdoppelte sich seit 1950, angewachsen von 2,5 Milliarden von 1950 auf mittlerweile 7.3 Milliarden Menschen heute. Die menschliche Gesundheit, Ernährung und Lebenserwartung wurde dramatisch verbessert. Manche Pflanzensorten sind ertragreicher denn je, die landwirtschaftlichen Erträge haben sich vervielfacht. Gut sollte man meinen?

Die selbe Periode war leider ganz und garnicht so rosig für andere Individuen, die seit jeher eine friedliche Coexistenz mit dem Menschen lebten. Wir Menschen sind gerade dabei, das 6. große Massenaussterben in der Erdgeschichte anthropogen herbeizuführen, ein Massenaussterben, dessen Dimensionen und Ausmaß so gewaltig sein werden, dass wir es mit unserer menschlich begrenzten, geistigen Kapazität niemals erfassen können. Durch die Rodung der Wälder und andere Einflüsse sterben täglich schätzungsweise 150-200 unerforschte Tier und Pflanzenarten aus. Arten, die sich über jahrmillionen in der Erdgeschichte manifestiert haben, werden durch den Menschen in nicht mal 100 Jahren ausgerottet. Die Artenvielfalt wird auch die kommenden Jahre noch weiterhin dramatisch abnehmen, unserem Konsum (Palmöl, Biodiesel usw.) sei dank.

Es macht mich traurig, darüber nachzudenken. Die Tier- und Pflanzenwelt ist so vielseitig und eine bunte Diversität ist es, was das menschliche Leben sinnvoll macht. Wenn wir Menschen so weiterleben wie bisher, sieht unsere Zukunft noch düsterer aus, als sie eigentlich jetzt schon ist. Ein kleines Licht am Ende des Tunnels ist allerdings Gerhardt Bohl mit seinem privaten Samenarchiv.

Das Samenarchiv von Gerhardt Bohl ist eine Einrichtung, die sich in diesem für Pflanzen dunklen Zeitalter das Ziel gesetzt hat, alte und regionale, seltene und ungewöhnliche Sorten und Arten von Pflanzen aus aller Welt zu erhalten. Man kann das Archiv als eine Art Tauscheinrichtung betrachten. Man kann auch Samen vermehren und diese zum Samenarchiv schicken. Diese werden dann gegen eine kleine Aufwandsentschädigung an Interessenten weitervermittelt, die sich dem Erhalt von alten Pflanzensorten- und Arten verschrieben haben.

Das Sortenbuch

Das Sortenbuch von Gerhardt Bohl ist wohl einer individuellsten Ratgeber und gleichzeitig auch Bestellkataloge, die ich jemals gesehen habe. Als die Brieflieferung mit der CD geliefert wurde (Das Sortenbuch kann man für 5€ bei Gerhardt Bohl bestellen), dachte ich, ok, da guckst du mal schnell drüber und bestellst dann am gleichen Abend.

Also gut, ich legte die CD ein und öffnete die Datei „Sortenbuch 2014“. Es passierte nichts. Dann, 4 Sekunden später, öffnete sich die Word-Datei. Ich war erschlagen von der Vielfalt, die sich in diesem Worddokument befindet.

Das Sortenbuch vom privaten Samenarchiv Bohl ist nicht nur einfach ein „Sortenbuch“. Es ist ein Meisterwerk, dass seines gleichen sucht. Die ersten 48 Seiten sind Einleitung, in der er über alles mögliche referiert, vom dramatischen Verlust der Artenvielfalt über große Lobbykonzerne hin zu Vermehrungstechniken bei Tomaten. Auch finden sich auf diesen unzähligen Seite zahlreiche Pflanzentipps, die ich vorher so noch nicht kannte oder praktiziert habe.

Die restlichen 560 Seiten sind gefüllt mit einer Übersicht der vorhandenen Pflanzensorten.

Die Vielfalt

Das Samenarchiv Bohl bietet unmengen an Saatgut und Knollen von Pflanzen an. Nur um mal ein Beispiel zu nennen: Es finden sich alleine schon 25 verschiedene Sorten von Wildmöhrenarten, über 3000 verschiedene Tomatensorten und ca. 700 verschiedene Bohnen. Natürlich sind auch die Standartsorten wie Tomaten, Chilis, Paprika, Pastiknaken, Erbsen und Bohnen, Tomatillo, Zwiebeln, Melonen, Kürbisse, Gurken, Zucchini und natürlich auch viele (Wild)- Blumen vorhanden. Man kann sagen, zu fast jeder Saatgutpackung die man im Baumarkt kaufen könnte, findet man im Samenarchiv Bohl MINDESTENS! 20 verschiedene Sorten. Die Auswahl ist wirklich gigantisch. Es sprengt den Rahmen, hier alles zu schreiben. Hier nur mal eine kleine Auswahl mit den Sorten und Arten, die ich dieses Jahr für die kommende Saison bestellt habe:

– Persischer Weizen „Nigro-Erectum“

– Violette Perlhirse

– Popp- und Zieramaranth „Alegria“

– Amaranth „Hopi Red Dye“

– Krauser Grünkohl „Westerländer Winter“

– Buschig wachsende Adzuki-Bohne

– Winter-Kopfsalat „Winterbutterkopf“

– Linse „Mährische Linse“

– Tomatillo „Apfelgeschmack“

– Winterharter Porree (Lauch)

– Färberwaid oder Deutscher Indigo

– Riesensonnenblume „Molly“

sonnenblumen
Ein Ausschnitt aus meiner Bestellung beim Samenarchiv von Gerhardt Bohl. Zu sehen, 3 verschiedene „Riesensonnenblumen“. Man beachte die Diversität der Samen.

Man sieht anhand der Namen schon, dass die Auswahl im wirklich gigantisch ist. Eine Einheit Saatgut kostet beim Samenarchiv Bohl in der Regel 1€. Die Tütchen sind auch sehr gut gefüllt, bei einigen Tomaten waren weitmehr wie 10 Körner als bei herkömmlichen Samenpaketen enthalten. Beispielsweiße waren in der Packung „Riesensonnenblume Molly“ mehr als 50 Samen – und das zu einem Preis von einem Euro! (Einige habe ich auch schon an Freunde abgegeben.) Instruktionen zur Bestellung finden sich dann im Sortenbuch. Diese sollte man sehr genau lesen, um eine schnelle Bearbeitung durch das Samenarchiv zu gewährleisten.

Die Bestellung

Der Bestellprozess beim privaten Samenarchiv von Gerhardt Bohl gestaltet sich etwas umständlich. Es ist keine Internetseite oder Emailaddresse vorhanden. Andere Kontaktierungen außer per Briefpost sind unerwünscht.

Am Anfang dachte ich, schade, warum hat so ein gutes Projekt keinen Internetauftritt, das sind doch verschenkte Kapazitäten? Mittlerweile finde ich es ehrlich gesagt ganz gut. Durch die Bestellung per Post entsteht eine gewisse Art „Exklusivität“, die verhindert, dass Menschen unüberlegte Bestellungen täten, ganz getreu dem Motto „Mal so nebenbei bestellen“. So kann das Samenarchiv von Bohl nur die Bestellungen von den Menschen bearbeiten, die es wirklich ernst meinen und sich ihre Bestellung gut überlegt haben. Die Fülle der angebotenen Sorten und Arten ist gigantisch – im Gegenzug sind die Kapazitäten im Samenarchiv natürlich begrenzt.

Ich bestellte Anfang Februar dieses Jahres und hatte mein Päckchen schon 1-2 Wochen später im Briefkasten. Absender: Samenarchiv Bohl ;-). Alle Achtung vor dieser Leistung, wenn man bedenkt, dass im Februar und März das höchste Bestellaufkommen ist. Wenn man zu dieser Zeit bestellt, kann es zu sehr langen Lieferzeiten kommen, was natürlich auch verständlich ist, bei der gigantischen Fülle von Anfragen. Daher am besten schon im November bestellen.

Der eigentliche Bestellvorgang ist im Sortenbuch vom Samenarchiv nachzulesen und erfolgt über den Briefverkehr. Ich kann nur jedem empfehlen, sich das Sortenbuch bei Gerhardt Bohl für 5€ zu bestellen. Dies ist definitiv eine nachhaltige Investition, die sich lohnt!

Um sich das Sortenbuch auf CD zu bestellen, muss man einfach einen Brief an

@UPDATE 2023: Diese Adresse ist nicht mehr aktuell. Vermutlich wurden die Versandaktivitäten eingestellt.

SamenArchiv, Versandgärtnerei

Gerhardt Bohl
Waldstr. 40
D-90596 Schwanstetten

mit einem 5€-Schein senden. Als Alternative kann auch ein USB-Stick für 10€ inklusive Porto erworben werden.

Das Samenarchiv ist auf Mithilfe angewiesen!

Um das Samenarchiv weiterhin erhalten zu können, ist Herr Bohl und die Mitarbeiter im Samenarchiv auf die Hilfe von außen angewiesen. Zwar werden auch viele Sorten intern vermehrt, doch könnte man alleine niemals diese Diversität erzeugen. Daher kann man bei Herrn Bohl nachfragen und sich als „Erhalter“ anmelden. Wichtig ist hier, dass man die Samenreinheit beachtet, d.h., bei der Vermehrung von Beispielsweise eines Kürbisses sollte kein Kürbis einer anderen Sorte in der Nähe stehen, da es so zu Verkreuzungen kommt. Man erhält für die Vermehrung sogar eine kleine Vergütung in Form von Gutscheinen. Genaueres Vorgehen ist im Sortenbuch erklärt – auch hier, wie immer, sehr umfangreich.

Fazit:

Das Samenarchiv Bohl ist eine gute Möglichkeit, kostengünstig an interessantes Saatgut vor allem von alten Sorten zu gelangen. Allerdings sollte man dieses System nicht ausnutzen, sondern sich selber aktiv an der Vermehrung von bedrohten und alten Sorten beteiligen.

Wer eine gute Alternative zum Samenarchiv Bohl sucht, der findet unter diesem Link weitere interessante Bezugsquellen für konventionelles und Bio Saatgut und historische und alte Sorten: https://derselbstversorger.net/bio-saatgut-kaufen-alte-sorten/

Ein Wort zuletzt: Die Inhalte dieses Artikels spiegeln lediglich meine Erfahrungen mit dem Samenarchiv Bohl wieder. Ich weiß nicht, ob sich im Bestellprozess oder in anderen Dingen mittlerweile etwas geändert hat, daher kann ich keine Garantie für die Richtigkeit und dafür übernehmen, ob die Interaktion mit dem Samenarchiv auch klappt. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass dort an den Bestellmodalitäten oft etwas geändert wird. Sobald es Neuigkeiten gibt, werde ich hier natürlich selbstverständlich darüber informieren. Viel Spaß beim Bestellen beim Samenarchiv Gerhardt Bohl 😉

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Sorten und Saatgut

Saatgut online kaufen: Geheimtipps mit tollen kleinen Anbietern

Augen auf, beim Saatgutkauf! Liste potentieller Anbieter von alten Sorten und ökologischem Saatgut.

Für die nachfolgend gelisteten Seiten übernehme ich keine Verantwortung und Garantie auf die Inhalte und Aktualität. Jeder muss sich selbst überlegen, wo er Saatgut bestellt. Das Nachfolgende ist lediglich als ein persönlicher Erfahrungsbericht zu bewerten:

Wo kann ich gutes Saatgut kaufen?

Es gibt eine Reihe von privaten und kommernziellen Saatgutanbietern, auf die ich im folgenden Eingehen möchte.

Privates Samenarchiv von Manfred Hahm-Hartmann

Herr Hahm ist Rentner und züchtet in seinem großen Garten allerlei interessante Gewächse. Zudem sind auch Weinreben über ihn erhältlich.

Auf der jährlich aktualisierten Seite wird eine gigantische Auswahl, vor Allem an Tomaten, Chili, Gurken, Kürbissen und vielem mehr angeboten.

Link: http://tomaten.bplaced.net/tomatenhahm.html

Himmlische Saaten von Peggy und Peter

Peggy und Peter bearbeiten ihren Garten mit viel Herzblut. Ich kenne Peter schon seit langem, und kann sagen, dass er wirklich kompetent ist, was das gärtnerische Wissen und Know-How angeht. Die von ihm bezogenen Samenraritäten waren bisher immer frisch und von höchster Qualität. Ein sehr interessanter Shop, der wärmstens zu empfehlen ist.

Link: https://www.himmlische-saaten.de/saatgut-shop/

Dreschflegel Online-Shop

Die Dreschflegel GbR ist ein Zusammenschluss kontrolliert ökologisch wirtschaftender Betriebe zur Saatgutvermehrung, Züchtung und Vermarktung im Onlineshop. Die Gemeinschaft besteht aus einer Vielzahl von Biohöfen in verschiedensten Gegenden Deutschlands mit gemeinsamer Vermarktung durch den Dreschflegl Versand. Saatgut sortierbar nach Erzeuger.

Link: https://www.dreschflegel-shop.de/

Angebotsliste Landsmann

Große Auswahl an Saatgut (vor allem Tomaten, Gurken, Paprika aber auch vieles Andere) und Knollen (z.B. Erdmandel, Yacon, Glückskleerübchen etc.) zu sehr günstigen Preisen.

Kosten pro Portion: ca. 1€ – 1,50€ für Saatgut, Knollen kosten etwas mehr. Bestellung telefonisch oder über Briefverkehr möglich. Bestellmodalitäten befinden sich am Ende der Seite.

Link: https://www.d-landsmann.de/Angebotsliste.html

Bohnen und mehr / Erdbeeren und mehr

Familie Imhof verkauft auf ihren beiden Internetauftritten (erdbeerenundanderes und bohnenundmehr) sowohl alte Erdbeersorten und Pflanzen, als auch Saatgut für alte Bohnensorten und anderes Gemüßearten. Welche Pflanzen zum Verkauf stehen, ist jedes Jahr anders. Daher lohnt es sich, ein aktuellen Blick auf die beiden Internetseiten zu haben.

Link Bohnen: http://bohnenundmehr.de.tl/Home.htm
Link Erdbeeren: http://erdbeerenundanderes.de.tl/

VEN – Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzen

Der Verein besteht aus einzelnen Sortenpflegern und Erhaltern, deren Samenangebot jährlich in der zentralen Geschäftsstelle zusammengefasst wird. Danach erscheint eine Saatgutliste, die man bestellen kann. Die Weitergabe des Saatgutes erfolgt per Tausch unter den Erhalten oder Weitergabe an Interessenten.

Der Bestellvorgang ist etwas kompliziert: Hier muss man mit den Verkäufern über ein Nachrichtensystem in direkten Kontakt kommen. Trotz des Aufwandes eine sehr spannende Seite mit gutem Zweck.

Link: https://www.nutzpflanzenvielfalt.de/

Reinsaat.at

Reinsaat ist ein österreichischer Anbieter mit über 30 Vermehrungsbetrieben von Sorten für den Erwerbsgartenbau und für den Hausgarten.

Ein breites Angebot, dass besonders empfehlenswert ist, wenn größere Saatgutmengen benötigt werden.

Link: https://www.reinsaat.at/shop/DE/

Semillas

Riesiges Samenangebot mit verschiedensten Chilisorten (Capsicum annuum, Capsicum baccatum, Capsinum chinense, Capsicum pubescens) von Dr. Peter Merle. Sitz in Spanien, Versand natürlich nach Deutschland möglich. Auch andere Samen wie Tabak oder Blumen.

Bestellung erfolgt im Onlineshop. Achtung: Der Shop benutzt Sessions und keine Cookies. Das heißt, man sollte nur den „zurück-Button“ auf der Website nutzen und nicht den „zurück-Button“ des Browsers, da ansonsten der Warenkorb zurückgesetzt wird.

Die Videos auf dem Youtube-Kanal von Herrn Dr. Merle sind auch zu empfehlen.

Link: https://www.semillas.de/

European Giant Vegetable Growers Association (EGVGA)

Achtung: Bitte für nächstes Jahr vormerken. Die Runde in diesem Jahr ist durch, es gibt keine Saatpakete mehr.

Wer eine Affinität zu riesigen Kürbisse und Monsterzwiebeln besitzt, der ist bei den „European Giant Vegetable Growers“ – kurz: EGVGA – goldrichtig. Man kann eine Mitgliedschaft für 20€ beantragen und bekommt (wenn man es rechtzeitig macht, genauere Infos auf der Homepage) ein extrem vielseitiges Paket zugeschickt mit Saatgut von Rekordgewinnern aus Europa, beispielsweise von Riesenkarotten, buntem Riesenmais, Riesensonnenblumen und Riesenkürbissen. Es ist ein Fest, den Umschlag von EGVGA zu öffnen und vorher nicht zu wissen, welche Samen dort mitgeschickt werden. Besonders gefreut habe ich mich bei meiner letzten Bestellung über den Riesenmais Olotillo Tuxpeno oder auch Kürbissamen von Rekordgewinnern mit teilweise über 400 Kilogramm Gewicht. Mein letztes EGVGA-Paket hat an die 50 verschiedenen Samentütchen von den verschiedensten Herstellern enthalten.

Link: https://egvga.eu/

Eins & Alle – Saatgut vom Permakulturpark

Kürzlich entdeckte ich diese sehr interessante Website – gestaltet von einer SoLaWi-Gruppe aus einem Permakulturpark in Steyerberg/Niedersachsen. Der Internetauftritt ist sehr harmonisch und zugleich auch lehrreich, also alles in allem ein sehr unterstützenswertes Projekt mit edlen Zielen.

Eins&Alle betreiben einen kleinen Shop für Saatgut von historischen und alten Sorten. Die Kosten betragen pro Päckchen zwischen 2,50€ und 3,50€ und man kann entweder per Kontaktformular bestellen oder auch vor Ort zu den Öffnungszeiten jeden Dienstag von 18:00 Uhr – 20:00 Uhr und Freitag 17:00 – 19:00 vorbeischauen.

Link: https://einsundalle.de/saatgut/

Michis Tomatensamen

Auf diesen kleinen schnuckelige Webshop bin ich erst neulich bei der Suche nach Saatgut von Erbsen gelangt. Entgegen dem Namen „Michis Tomatenshop“ finden sich viele andere Gemüsesamen wie z.B. Kräuter, Chilis, Erbsen, Bohnen, diverse Blumen, Mais, Kürbis, Zucchini usw. in diesem Shop. Meine erste Bestellung wurde sehr zügig geliefert. Nach meinem Dafürhalten könnten es etwas mehr Samen in den Tütchen sein – entgegenhalten muss man allerdings den äußerst günstigen Preis, der die Möglichkeit bietet, viele verschiedene Sorten auszuprobieren. Alles in Allem ein schöner, solider, empfehlenswerter Webshop.

Link: https://www.michis-tomatensamen.de

ehemalig: Tomaten und Anderes

Update 2022: Leider hat Herr Pummer seinen tomatenundanderes-Shop aus Altersgründen aufgegeben und keinen Nachfolger gefunden. Sein Sortenarchiv wurde von mopeppers.at übernommen. Mit ihm verschwindet hier eine weitere Legende im Bereich der Tomaten – insbesondere der „Dwarf-Tomaten“ denen er sich in den letzten Jahren sehr zuträglich widmete. Ich wünsche ihm dennoch alles erdenklich gute und einen angenehmen Ruhestand, der hoffentlich noch von vielen gesunden Jahren geprägt sein wird.

Link: www.tomatenundanderes.eu

Privates Samenarchiv Gerhard Bohl

Update Juni 2023: Das Samenarchiv Gerhard Bohl hat nun offiziell eine neue Adresse (und verschickt auch wieder Saatgut), die ich mit dem Einverständnis von Herrn Bohl hier freigeben werde:

Gerhard Bohl
Versandgärtnerei Susanne Bohl
Rauenstadt 18
D-91550 Dinkelsbühl

Man kann für 5€ zwei DVD’s oder für 10€ einen USB-Stick mit dem Sortenbuch vom Samenarchiv bestellen.

Herr Bohl sucht immernoch einen Nachfolger, wer sich berufen fühlt, kann gerne an die neue Adresse schreiben.

Update 2022: Über meine positive Erfahrungen beim Samenarchiv von Gerhadt Bohl habe ich in diesem Artikel schon geschrieben. Leider ist meiner Kenntnis nach auch das Samenarchiv Bohl aus Altersgründen zur Zeit nicht verfügbar – es wird dringend nach einem Nachfolger für die Gärtnerei gesucht. Bei Interesse melden Sie sich gerne unter: admin@derselbstversorger.net, ich werde die Nachricht dann an das Samenarchiv Bohl weiterleiten.

ehemalig: Monika Gehlsen

Update 2022: Monika Gehlsen hat im Jahr 2020 ihren Saatgutversand eingestellt. Dies schmerzt bei der Saatgutbeschaffung schon sehr, da der Shop auch von vielen Raritäten geprägt war und man über den Preis nicht nachdenken musste. Ich wünsche Frau Gehlsen noch viele gesunde Jahre und die notwendige Zeit & Muße, sich weiter ihrem Garten widmen zu können.

Was gibt es beim Saatgutkauf zu beachten?

Wenn man selber Saatgutvermehrung betreiben möchte, sollte man darauf achten, keine F1-Hybriden zu kaufen. In diesem Artikel habe ich erörtert, warum. Außerdem sollte man kein altes und abgelagertes Saatgut kaufen. Es gibt zwar bestimmte Arten, die sehr lange keimfähig sind (Tomaten teilweise bis zu 10 Jahren), allerdings gibt es auch Arten, die nach einem Jahr schon enorm an Keimfähigkeit einbüßen.

Wenn man Saatgut aus dem Baumarkt bezieht (was ich für überflüssig erachte, in Anbetracht der „kleinen“ Saatgutlieferanten in privater Hand), sollte man drauf achten, dass das Saatgut nicht unbedingt voller Sonne ausgesetzt ist, denn UV-Strahlung zerstört die Keimfähigkeit.

Wie viel Samen genügen? So viele Samen stecken in 1g bzw. 10g Saatgut:

(Aus: Johannes Böttner, Gartenbuch für Anfänger, 1899)

In der Redaktion des praktischen Ratgebers ist vor einigen Jahren einmal herausgerechnet worden, wie viel Korn durchschnittlich in einem Gramm Samen der Gemüsearten enthalten sind. – Es ergaben sich ganz unerwartet hohe Zahlen. Man macht sich in der Regel gar keine Vorstellung, wie klein ein solches Samenkorn ist und wie viele Körner schon in dem kleinsten üblichen kaufmännischen Gewicht enthalten sind.

Diese Zusammenstellung ist für jeden, der mit Samen umgehen soll, sehr wichtig. Ich setze nur den Fall, ein Anfänger will Samen bestellen. Er hat nicht die geringste Ahnung davon, wie viel er braucht, und wenn er einfach nach dem schön geschmückten Samenkatalog seine Bestellung zusammensetzt, wird sie ganz ungeheuerlich. – Es ist gar nichts Absonderliches, dass ein Anfänger sich 20 Gramm Eiskrautsamen bestellt; 20 Gramm, das ist nur ein kleines Tütchen voll. Ja, es sind aber 20 x 6200 = 124000 Korn, und wenn nur die Hälfte davon aufgehen würde, so genügte das, um 2 – 3 Morgen Land (5.000 – 7.000 m²) damit zu bestellen. – Am einfachsten ist’s, wir rechnen aus, wie viel Pflanzen wir gebrauchen und dann bestellen wir 10 mal so viel Pflanzen wie wir brauchen und dann bestellen wir 10 mal so viele Samenkörner (in Gewicht umgerechnet) oder auch 20 mal so viel. Also wenn wir 30 Rotkohlpflanzen haben wollen, bestellen wir 300 Korn oder 1 Gramm und wenn so wenig nicht abgegeben wird, so bestellen wir die kleinste abgebbare Menge; dann haben wir oft auf mehrere Jahre genug, können auch reichlich säen, von der Aussaat die besten Pflanzen aussuchen etc.